Energie

Wo Wiens Busse und Ikea-Lkw künftig Wasserstoff tanken

Den frisch erzeugten Wasserstoff können Busse bei der H2-Tankstelle in Simmering gleich beziehen – die zweite ihrer Art in Wien.
Den frisch erzeugten Wasserstoff können Busse bei der H2-Tankstelle in Simmering gleich beziehen – die zweite ihrer Art in Wien. APA/Roland Schlager
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In Wien wird nun erstmals grüner Wasserstoff erzeugt. Bis zu 50 Busse und Lkw können damit täglich auftanken, die Industrie soll folgen.

Wien. Auch wenn sie um einiges größer sind als die Flaschen, die man aus dem Privatgebrauch kennt, sind sie eindeutig als Gasflaschen erkennbar: 14 Stück der fast zehn Meter langen, weißen „Tubes“ lagern auf dem Gelände der Wien Energie in Wien Simmering, sie sind frisch gefüllt mit grünem Wasserstoff made in Vienna.

Dieser kommt künftig aus der ersten Wiener Erzeugungsanlage für Wasserstoff, die am Montag offiziell in Betrieb ging. Die Elektrolyseanlage – unter Einsatz von Strom wird Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt – liegt genau zwischen dem Gasometer, einst Schauplatz des ersten städtischen Zentralgaswerks, und dem Gaskraftwerk Simmering. Ersteres stehe für die Vergangenheit, Zweiteres für die Gegenwart. „Jetzt stehen wir vor der Zukunft“, sagte der Wiener-Netze-Chef Gerhard Fida bei der Eröffnung. „Wir zeigen einmal mehr, dass wir mit aller Kraft an der Klimaneutralität arbeiten“, bekräftigte auch Peter Hanke (SPÖ), Finanz- und Wirtschaftsstadtrat. Wasserstoff soll in Wien vor allem im Energie- und Mobilitätsbereich eine Rolle spielen. Für die Erzeugungsanlage wurden zehn Millionen Euro investiert.

In diesen Tanks, auch „Tubes“ genannt, wird der Wasserstoff gespeichert.
In diesen Tanks, auch „Tubes“ genannt, wird der Wasserstoff gespeichert. APA / APA / Roland Schlager

Auf den ersten Blick ist die Anlage sehr unscheinbar. Zu sehen sind ein paar Container und kleinere Gebäude, dazwischen Rohre, Leitungen und diverse technische Armaturen. Lediglich die riesigen Gasflaschen und die angrenzende Tankstelle deuten darauf hin, was hier erzeugt wird.

Zweite Wasserstofftankstelle

Bei der Tankstelle – der zweiten ihrer Art in Wien, die erste steht in Floridsdorf – kann der frisch produzierte Wasserstoff bezogen werden. Grün darf er sich nennen, weil er ausschließlich aus Sonnen-, Wind- oder Wasserkraft produziert wird. Tanken werden hier zuallererst die Wasserstoffbusse der Wiener Linien. Zwei sind bereits in Betrieb, auf der Linie 39A werden bis 2025 zehn weitere Busse unterwegs sein. Die Linie zwischen Heiligenstadt und Sievering sei aufgrund der Steigungen, kurzen Haltestellenabständen und hohen Fahrgastzahlen besonders anspruchsvoll, weshalb ein Antrieb mit Wasserstoff (gegenüber Elektroantrieb) Vorteile bringe, so Wiener-Linien-Geschäftsführerin Gudrun Senk. Ein solcher Bus kann mit einem Tank von 15 Kilogramm komprimiertem Wasserstoff 200 Kilometer fahren, für einen Tankvorgang braucht er zehn Minuten.

Täglich produziert werden in der Elektrolyseanlage aber weit mehr, bis zu 1300 Kilogramm Wasserstoff. Damit können bis zu 60 Wasserstoffbusse oder -Lkw befüllt werden. Neben den Wiener Linien und Müllautos der MA48 gehören auch Betriebe und deren Lkw-Flotten zu den Abnehmern. Der bisher größte davon sei Ikea, künftig wolle man aber auch die Industrie mit Wasserstoff beliefern, hieß es am Montag.

Bis auch das benachbarte Kraftwerk mit dem grünen Gas betrieben werden kann, dauert es noch. „Die dafür nötigen Mengen können in Österreich noch gar nicht produziert werden“, sagte Linda Kirchberger zur „Presse“, bei Wien Energie für Dekarbonisierung verantwortlich. Beim Kraftwerk Donaustadt wurden in einem ersten Feldtest im Dezember aber bereits 15 Prozent Wasserstoff beigemengt. Die Vorbereitungen für einen zweiten Test mit 30 Prozent Wasserstoffbeimengung laufen, spätestens 2027 oder 2028 werde es so weit sein, sagt Kirchberger.

Glossar

Grüner Wasserstoff gilt als großer Hoffnungsträger, um fossile Energie zu ersetzen und Emissionen zu reduzieren. Wegen hoher Kosten und hohen Energieaufwands bei der Herstellung wird er vor allem dort eingesetzt, wo Prozesse nur schwer elektrifizierbar sind.

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