Insolvenz

Konkurs abgewendet: Signa bekommt neue Aufseher

Die ehemalige Vizekanzlerin Susanne Riess-Hahn verließ den Aufsichtsrat von Signa Development.
Die ehemalige Vizekanzlerin Susanne Riess-Hahn verließ den Aufsichtsrat von Signa Development.Gepa Pictures/Armin Rauthner
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Um die Gunst der Aktionäre zu gewinnen, mussten die einstigen Wegbegleiter René Benkos abtreten. Die neuen Aufsichtsratsmitglieder sollen die Sanierung der Immobiliengesellschaft überwachen.

Bis zuletzt war es völlig offen, ob die Investoren, von denen sich etliche betrogen fühlen, der Sanierung ihre Zustimmung erteilen würden. Die Aktionäre einer der wichtigsten Signa-Gesellschaften, Signa Development, trafen am Mittwoch zusammen, um über den Sanierungsplan und dessen Verwaltung durch eine Treuhand abzustimmen. Die Gläubiger hatten den Plänen bereits zugestimmt. Ihnen wurde in Aussicht gestellt, zumindest 30 Prozent ihrer offenen Rechnungen wieder zurückzuerhalten.

Doch die Aktionäre haben ihr Geld so gut wie komplett verloren. Ihnen steht keine Quote zu. Einer der größten Aktionäre ist die Muttergesellschaft Signa Holding. Deren Insolvenzverwalter, Christoph Stapf, begrüßte per Aussendung die Entscheidung der Aktionäre. Hätten die Aktionäre ihre Zustimmung verweigert, wäre der Konkurs wohl unaufhaltsam gewesen. Einer der öffentlichen Befürworter des Konkurses war der Chef der Finanzprokuratur, Wolfgang Peschorn.

Gusenbauer und Co. mussten gehen

Um die Gunst der Aktionäre zu gewinnen, musste es Veränderungen geben – vor allem personeller Natur. Etliche Aktionäre wollten die Personen, denen sie eine Mitschuld an dem Zusammenbruch des Immobilienkonzerns geben, nicht mehr am Ruder sehen. So legte der Altkanzler (SPÖ) Alfred Gusenbauer seinen Aufsichtsvorsitz zurück. Ex-Vizekanzlerin und Wüstenrot-Chefin Susanne Riess-Hahn und Ex-RBI-Chef Karl Sevelda taten es im gleich und verließen das Kontrollgremium. Ihnen wird vorgeworfen, ihre Kontrollfunktion nicht ausreichend ausgeübt zu haben.

»Die Signa war lange Zeit ein höchst erfolgreiches Unternehmen, in erster Linie durch die Ideen und die Schaffenskraft von René Benko«

Alfred Gusenbauer

Ehemaliger Aufsichtsratschef von Signa Development

„Wir haben als Aufsichtsrat unsere Verantwortung wahrgenommen“, sagte Gusenbauer am Mittwoch vor Ort. „Wir haben alle Immobilien geprüft. Die Immobilien waren in Ordnung.“ Berichte über Überbewertungen haben sich seiner Meinung nach nicht bestätigt und er verweist dabei auf die jüngsten Verkäufe von Signa in der Wiener Innenstadt. „Die Signa war lange Zeit ein höchst erfolgreiches Unternehmen, in erster Linie durch die Ideen und die Schaffenskraft von René Benko“, sagte der Ex-Kanzler weiter. Leider haben „verschiedenste Umstände“ wie die Marktlage und auch „Fehlentscheidungen“ des Managements für die Schieflage des Konzerns gesorgt. 

Der frühere SPÖ-Chef und Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer gibt seine Aufsichtsämter bei Signa-Gesellschaften ab.
Der frühere SPÖ-Chef und Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer gibt seine Aufsichtsämter bei Signa-Gesellschaften ab. APA / Helmut Fohringer

Einen Bonus für das abgeschlossene Geschäftsjahr wird es nicht geben. „Vor dem Hintergrund, dass der Aufsichtsrat der Gesellschaft selbst bereits erklärt hat, keinen Vergütungsanspruch für das Geschäftsjahr 2023 geltend zu machen, und um ein sichtbares Zeichen zur Unterstützung der Restrukturierung der Gesellschaft zu setzen, hat die Hauptversammlung zudem entschieden, den bisherigen Mitgliedern des Aufsichtsrats für ihre Tätigkeit für das Geschäftsjahr 2023 keine Vergütung zu gewähren“, hieß es in einer Aussendung des Insolvenzverwalters. 

Neue Aufsicht besteht aus Branchenexperten

Nur Jürgen-Johann Rupp verbleibt als Mitglied des Aufsichtsrats. Er ist Finanzvorstand der RAG-Stiftung, die kurz von der Insolvenz Immobilien von Signa gekauft hat und zu den Investoren zählt. Neu in den Aufsichtsrat kommen Michael Mitterdorfer, früher beim Immobilien-Unternehmen Amisola, Karin Exner-Wöhrer, Chefin der Salzburg Aluminium AG, Claudia Badstöber, Steuerberaterin und Geschäftsführerin der Austro Holding, und Martina Scheibelauer, Transaktionsmanagerin vom Entwickler EHL.

Der während der Insolvenz eingesetzte Sanierungsvorstand Erhard Grossnigg ist wie angekündigt zurückgetreten. Der 77-Jährige gilt als einer der erfahrensten Sanierer Österreichs. Er gilt als Wegbegleiter von Hans Peter Haselsteiner, dem ehemaligen Strabag-Chef und Signa-Aktionär. Haselsteiner hatte dem Entwickler einen Massekredit in der Höhe von 25 Millionen Euro bereitgestellt, um die Sanierung zu finanzieren. Verkaufsverhandlungen über Immobilien sollen bereits abgeschlossen sein.

Signa Prime vor Konkurs bewahrt

Direkt im Anschluss fand auch die Hauptversammlung von Signa Prime statt. Vor allem um jene Luxusimmobilien, die in dieser Gesellschaft gebündelt sind, wird am Markt gefeilscht. Dazu gehören unter anderem das Park Hyatt und das Kaufhaus Tyrol. Auch hier traten Gusenbauer, Riess-Hahn, Sevelda und Karl Gernandt sowie Ex-Bank-Austria-Generaldirektor Karl Samstag zurück. Auch bei dieser Gesellschaft erhalten die Aufseher keine Vergütung für 2023.

Neu im Kontrollgremium sitzen nun Exner-Wöhrer, Mitterdorfer und Sebastian Schäfer. Der zuletzt Genannte ist Jurist und bis 2023 bei der Credit Suisse Gruppe in Zürich, London und Frankfurt unter anderem mit Restrukturierungsaufgaben betraut. Heuer wechselte er zur Kühne Holding um den Hamburger Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne, der ebenfalls Investor bei Signa Prime ist.

Der Signa-Gründer, René Benko, meldete als Unternehmer selbst Insolvenz an. Auch die Stiftung der Familie Benko meldete Ende März Insolvenz an. Einer Einladung des parlamentarischen Untersuchungsausschusses in der vergangenen Woche war er nicht gefolgt.

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