Wien

Buschenschank-Saison: Der Heurige zieht nach draußen

Jausenstation 
und Weinberge 
im Weingut Mayer am Nussberg.
Jausenstation und Weinberge im Weingut Mayer am Nussberg. Imago Stock&people
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Die Buschenschank im Weingarten hat Hochsaison, vor allem am Nussberg. Nicht immer nur zur Freude der Winzer.

Wien. Ein Glas Wein in der Hand, rundherum die frischen grünen Reben und oft auch noch einen atemberaubenden Blick über die Stadt: kein Wunder, dass die Buschenschank im Weingarten populär ist.

„Am Nussberg zum Beispiel wird die Buschenschank im Weingarten immer beliebter. Das nimmt enorm zu“, sagt Elmar Feigl von der Landwirtschaftskammer Wien, der auch Geschäftsführer des Vereins Der Wiener Heurigen ist. Am letzten warmen Wochenende war extrem viel los. Und das zu einer Zeit, als das früher gar nicht erlaubt war.

Der 15. April war einmal der Stichtag für die Saison – der zumindest in den Köpfen der Wiener geblieben ist. Ab diesem Termin durften Winzer ihren Weingarten zur Freiluftbuschenschank umfunktionieren und dort ihren Wein und Traubensaft ausschenken sowie kalte Speisen servieren. Seit dem Vorjahr gibt es dank einer Änderung des Buschenschankgesetzes diesen Stichtag nicht mehr, und es darf zwischen Februar und November jeweils an vier Wochentagen auch im Weingarten ausgeschenkt werden. Weil aber auch das Wetter mitspielen muss, ist dennoch Mitte April für viele Winzer (und viele Wienerinnen und Wiener) der Termin für die Eröffnung der Dependance zwischen den Reben.

Das Weingut Mayer am Pfarrplatz zum Beispiel hat seine Buschenschanksaison vor gut einer Woche eingeläutet, der neu übernommene Heurige Hirt (siehe auch Artikel rechts) schon davor, Wieninger folgt dieses Wochenende genauso wie die urige Buschenschenkerei der Familie Ruthner, die ebenfalls am Nussberg angesiedelt ist. Auf die Kooperation zwischen Wieninger und Sternekoch Juan Amador – Hans und Fritz am Steinberg – muss man noch bis Mai warten.

Rund 100 Heurigenbetriebe

Auf rund 20 Betriebe schätzt Elmar Feigl vom Heurigenverein die Zahl der Buschenschänken im Weingarten in Wien, insgesamt gibt es in Wien rund 100 Heurigenbetriebe. Die Buschenschank ist im Gegensatz zum Heurigen übrigens streng geschützt: Wichtig ist, dass der eigene Wein ausgeschenkt wird und nur kalte Speisen angeboten werden. Für andere Getränke (wie Kaffee oder Bier) sowie warme Speisen braucht es ein gastronomisches Gewerbe, das viele große Heurigenbetriebe haben.

Das viel zitierte Heurigensterben kann Feigl nicht bestätigen. „Wenn ein Betrieb zusperrt, ist das natürlich schade. Aber viele dieser Betriebe sind keine richtigen Heurigen, sondern Heurigen-Restaurants, die keinen Eigenwein ausschenken.“ Ein generelles Problem der Gastronomie betrifft aber auch die Winzer: Fast alle Betriebe leiden unter Personalmangel. Das wirkt sich mitunter auf die Buschenschänken aus: An wie vielen der vier möglichen Tage tatsächlich geöffnet ist, hängt auch vom Personal ab. „Die Gäste würden schon kommen und auch Geld ausgeben, an dem scheitert es nicht.“

Müll und leere Flaschen

Während die Winzer sich einerseits über das Interesse an ihren Weingärten freuen, gibt es freilich auch Schattenseiten, vor allem wenn die Menschen abseits der ausgewiesenen Buschenschänken unterwegs sind. „Es passiert leider oft, dass fremdes Eigentum nicht respektiert wird und auch viel Müll hinterlassen wird“, sagt Feigl. Viele Winzer müssen am Montag nach einem schönen Wochenende erst einmal den Müll im Weingarten einsammeln gehen – das reicht vom Pizzakarton bis zur Wodkaflasche – und etwaige Schäden in den Weinreben beseitigen. Dabei gäbe es genügend Einkehrmöglichkeiten, bei denen man bewirtet wird.

Mittlerweile ist die Landwirtschaftskammer daher dazu übergegangen, Hinweistafeln entlang von Feldern und Weingärten anzubringen, die höflich darauf hinweisen, dass man bitte seinen Müll mitnehmen soll. „Bis jetzt war das sehr freundlich und höflich formuliert“, sagt Feigl. Das scheint nicht ausreichend gewesen sein: „Heuer haben wir kleine Zusatztafeln angebracht, wo auf Strafen hingewiesen wird.“

Der Wiener Wein zieht heuer auch auf den Rathausplatz: Erstmals findet von 24. bis 26. Mai das Festival #wienliebe statt, bei dem auch der Wiener Weinpreis vergeben wird. „Bis jetzt gab es das nur im kleinen Rahmen für geladene Gäste“, sagt Elmar Feigl. „Heuer ist es erstmals eine große Publikumsveranstaltung am Rathausplatz, ähnlich wie das die Steirer beim Steiermark-Frühling machen.“

Auf einen Blick

In Wien gibt es insgesamt 176 Weinbaubetriebe, wobei hier auch extrem kleine Betriebe hineinfallen. In der Wiener Landwirtschaftskammer schätzt man, dass es 130 oder 140 „echte“ Betriebe gibt, die Wein in bedeutenden Mengen produzieren und auch selbst ausschenken. 

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