Pizzicato

Schattenboxen im Kanzleramt

Der Kanzler und der „Zeit“-Chef: Ein Treffen in der Staatskanzlei, in der die Tradition von Metternich bis Kreisky auflebte - und auch Sebastian Kurz kurz aufblitzte.

Das Bundeskanzleramt und seine Kulisse, zwischen Hofburg und Burgtheater – das macht was her. Neulich präsentierte der Hausherr seinem Gast aus Hamburg die Geschichte des Hauses – vom Saal mit dem doppelten Boden in der Decke, wo unter Metternich der Wiener Kongress tagte, über die Ecke, wo „Millimetternich“ Engelbert Dollfuß im Zuge des Nazi-Putsches starb, bis zum Kanzlerbüro, der „Zigarrenkiste“, wo von Figl über Kreisky bis Kurz die Kanzler die Republik regierten.

Wobei, von Sebastian Kurz sprach Karl Nehammer nicht ganz so gern in dem doppelseitigen Interview mit „Zeit“-Chef Giovanni di Lorenzo, bei dem er im imperialen Gepränge posiert. Vielmehr drehte sich das Gespräch um die großen außenpolitischen Linien, um Krieg und Frieden wie seinerzeit unter Fürst Metternich.

Der Interviewer zeigte sich beeindruckt. Von der barocken Staatskanzlei, im Kontrast zur Berliner „Waschmaschine“, dem Bundeskanzleramt an der Spree, vom zupackenden Händedruck des Kanzlers und den grauen Boxhandschuhen auf dem Fenstersims. Und doch eröffnete er das Gespräch mit der Frage: „Darf ein Bundeskanzler in diesen Tagen … sagen: Ich habe Angst?“ Zum Äußersten, zum Sparring und Infight mit linken und rechten Haken, mit Kinn- und Leberhaken, kam es dann indes nicht. Es blieb beim Schattenboxen mit Glacéhandschuhen.

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

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