Geldpolitik

Wie sehr hängt die Europäische Zentralbank von der amerikanischen ab?

Die Chefin, der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, und ihr Team müssen immer die USA im Blick haben.
Die Chefin, der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, und ihr Team müssen immer die USA im Blick haben.IMAGO/Hannelore Foerster
  • Drucken

Die Europäer könnten die Zinsen schneller senken als die USA. Aber wenn die USA nun noch länger zögern, könnte das zum Problem für die Europäer werden, meint der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, Robert Holzmann. Warum ist das so?

Der Handlungsspielraum der Europäischen Zentralbank (EZB) wäre begrenzt, würde die hartnäckige Inflation in den USA die dortige Notenbank Fed zwingen, die geldpolitische Lockerung in diesem Jahr zu verschieben, so EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann. „Ich fände es schwierig, würden wir uns zu weit von der Fed entfernen“, sagte Holzmann am Donnerstag in einem Interview in Washington. „Wenn die Fed die Zinsen in diesem Jahr überhaupt nicht senkt, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass wir sie drei- oder viermal senken.“

Am Rande der Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds und Weltbank sagte der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, das Inflationsprofil in den USA unterscheide sich stark von dem im Euroraum. „Ich sehe derzeit keine große Gefahr, dass die Infla­tion im Euroraum an Fahrt gewinnt, wie es in den USA der Fall ist“, so Holzmann. Aber was die Fed aufgrund des starken Preiswachstums tue, werde die Entscheidungen der EZB beeinflussen.

Zinsschritt im Juni möglich

Holzmann gilt als einer der Topfalken, sprich Vertreter einer harten Geldpolitik, im EZB-Rat und hat wiederholt vor zu raschen Zinssenkungen gewarnt und dabei auch globale Risiken wie die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten angeführt.

Dennoch räumt selbst er ein, dass eine erste Zinssenkung im Juni möglich ist, während sich eine solche in den USA aufgrund der Inflation wieder nach hinten verschoben haben dürfte. Das bedeutende CME FedWatch Tool prognostiziert eine erste Fed-Zinssenkung nun erst für 18. September.

„Wenn sich die Inflation wie erwartet entwickelt und vor ­allem die geopolitischen Probleme sich nicht verschärfen, wird es wahrscheinlich eine Mehrheit für eine Zinssenkung im ­Juni geben“, sagte Robert Holzmann. „Wir müssen allerdings vorsichtig bleiben, insbesondere mit weiteren Schritten nach einem möglichen ersten Schritt.“ (Bloomberg/est)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.