Lohnrunde

Einigung in Elektroindustrie: Gehälter steigen um 7,5 Prozent

Blick in eine Fertigungsstrasse zur Produktion von Wechselrichter beim Technologieunternehmen Fronius in Oberösterreich.
Blick in eine Fertigungsstrasse zur Produktion von Wechselrichter beim Technologieunternehmen Fronius in Oberösterreich.APA / APA / Barbara Gindl
  • Drucken

Diese Woche finden wieder Lohnverhandlungen in der Industrie statt. Die Gewerkschaft droht mit Arbeitskampf. Bereits jetzt steigen die Löhne in Österreich deutlich stärker als im Durchschnitt der Eurozone. Montagabend einigten sich die Elektro- und Elektronikindustrie auf 7,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt.

Wien. Diese Woche steht wieder im Zeichen von Lohnverhandlungen. Am Montagabend einigten sich die Elektro- und Elektronikindustrie zusammen mit der Gewerkschaft und einen Lohn- und Gehaltszuwachs von 7,5 Prozent. Durch den Abschluss seien im Raum stehende Streiks verhindert worden. Mehr dazu hier. Dennoch könnte Österreich auf eine konfliktreichere Frühjahrslohnrunde zusteuern als bisher. Denn die Gewerkschaft packte vor der Einigung die Streik-Keule aus: „Jetzt ist Zahltag“, teilte sie vor Beginn der Verhandlungen am Montag mit.

Die Arbeitgeber wollen die hohen Lohnforderungen nicht mehr einfach so hinnehmen. Von 2021 auf 2022 schoss die Inflation in Österreich im Jahresschnitt von 2,8 auf 8,6 Prozent in die Höhe, 2023 blieb sie bei hohen 7,8 Prozent. Die Inflation bildet die Basis für die Lohnforderungen der Gewerkschaft. Diese waren entsprechend hoch und weitgehend von Erfolg gekrönt: In der Frühjahrslohnrunde 2023 forderte sie 12,9 Prozent Erhöhung, es wurden durchschnittlich 10,5 Prozent. Auch in der Herbstlohnrunde konnten sich die Abschlüsse sehen lassen.

Und so steigen die Löhne in Österreich deutlich stärker als im Euroraum, zeigt eine Auswertung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) von EZB-Daten: Im Euroraum stiegen die Tariflöhne von Oktober bis Dezember 2023 um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal, in Österreich um 8,1 Prozent. Wifo-Ökonom Josef Baumgartner erwartet, dass 2024 und auch noch 2025 die Lohnsteigerungen in Österreich höher ausfallen als im Euroraum. Wie schon 2023 treibe das hauptsächlich den Inflationsunterschied zwischen Österreich und der Eurozone. Denn vor allem bei arbeitsintensiven Dienstleistungen seien die Arbeitskosten einer der bedeutendsten Faktoren für die Preissetzung.

Löhne steigen stärker

Die Gewerkschaft steht auf dem Standpunkt, dass die Arbeitnehmer hohe Lohnabschlüsse verdient hätten und Löhne nicht die primären Preistreiber seien. Ökonomen warnen aber, dass sich dauerhaft hohe Lohnabschlüsse auf die Wettbewerbsfähigkeit von Österreichs Unternehmen durchschlagen. So wies das Wifo bereits im Vorjahr darauf hin, dass steigende Reallöhne die Lohnstückkosten so stark treiben wie seit 30 Jahren nicht mehr. Die Lohnstückkosten beziffern die Kosten je produzierter Einheit und sind ein Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes.

Wifo-Ökonom Benjamin Bittschi weist darauf hin, dass die Löhne in Österreich vor allem gegenüber den „alten“ EU-Mitgliedsländern im Westen stärker wachsen und weniger im Vergleich zum Osten, wo die Inflation noch höher sei als in Österreich. Beim Vergleich des Lohnwachstums mit anderen Ländern müsse man aber bedenken, dass hier die Tariflöhne verglichen werden, also die Mindestlöhne laut Kollektivvertrag, sagt Bittschi. Und während in Österreich rund 98 Prozent der Beschäftigten von einem Kollektivvertrag erfasst sind, sind es in Deutschland rund 40 Prozent und in südlichen Ländern wie Spanien und Portugal noch weniger. Einmal- und Bonuszahlungen, aber auch Lohnerhöhungen, die auf Betriebsebene vereinbart wurden, seien in dieser Tabelle also nicht enthalten. Rechne man diese ein, seien die Unterschiede deutlich geringer. Allerdings würden die Lohnstückkosten in Österreich deutlich stärker steigen als bei den Handelspartnern. „Das deutet darauf hin, dass wir in der Gesamtwirtschaft ein Produktivitätsproblem haben“, sagt Bittschi, wobei er die Industrie ausnimmt.

Entscheidende Woche

Diese Woche wird sich jedenfalls zeigen, wohin die Reise bei den Löhnen geht. Am Dienstag startet die dritte Verhandlungsrunde in der chemischen Industrie, der drittgrößten Industriebranche Österreichs mit 50.000 Beschäftigten. Die laufende Woche gilt als entscheidende in der Frühjahrslohnrunde, denn ab 1. Mai, also Mittwoch nächster Woche, sollten die neuen Kollektivverträge gelten.

In der Papierindustrie mit rund 8000 Beschäftigten wird am Donnerstag in der zweiten Runde weiter über die Löhne verhandelt. „Toxisch ist für die energieintensive Branche eine Kombination aus einer starken Arbeitskostensteigerung und hohen Energiepreisen“, sagte Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung, am Montag. Und steigende Gaspreise für die Industrie zeichnen sich am Horizont ab, wenn die Ukraine bis Ende 2024 den Fluss von russischem Erdgas nach Europa stoppt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.