Musikpreis

RAF Camora ist schon wieder Amadeus

Was hört er da? Schon wieder seinen Namen? RAF Camora gewann Freitagabend den Amadeus fürs Album des Jahres und in der Kategorie Hip-Hop/Urban.
Was hört er da? Schon wieder seinen Namen? RAF Camora gewann Freitagabend den Amadeus fürs Album des Jahres und in der Kategorie Hip-Hop/Urban.Gina Wetzler/Redferns/Getty Images
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Rapper RAF Camora räumt wieder zwei der Amadeus Awards ab. Auch Wanda und Melissa Naschenweng holten sich ihre gewohnten Preise ab. Dabei gäbe es doch so viel anderes Gutes. Österreichs „Grammy“ braucht eine Reform.

Alle Jahre wieder holt sich Rapper RAF Camora den österreichischen Musikpreis in der Kategorie Hip-Hop/Urban. Heuer zum siebten Mal. Nur der Künstler Mavi Phoenix hatte ihm 2021 einmalig das Stockerl streitig gemacht. Doch gestern Abend hieß es bei der Award-Gala schon wieder: Raphael Ragucci, so RAF Camoras bürgerlicher Name.

Dabei hätte die Kategorie eine recht gute Auswahl geboten, mit gleich vier jungen Frauen im männerdominierten Genre: Donna Savage, Bex, Eli Preiss, und Spilif. Mit noch anderen Rapperinnen (Verifiziert, Ebow oder Esrap) mischen sie die Wiener Szene derzeit auf. Die meisten von ihnen beherrschen die aufsässigen Drohgebärden nicht weniger gut als der siebenfache Sieger, der diesmal auch das Rennen um das Album des Jahres gemacht hat. 2022 schon reüssierte seine Platte „Zukunft“ auf Platz eins.

Diesmal gewinnt er mit „XV“, seinem achten Studioalbum, das 15. insgesamt (daher der Titel, und aus Rudolfsheim-Fünfhaus kommt der Rapper auch noch). Freilich, es ist kein schlechtes Werk, aber Neues bietet es nicht: der typisch galoppierende Beat, die typisch schmucklosen Texte. Dafür hochkarätige Features mit den deutschen Rappern Cro und Luciano sowie Sängerin Mathea.

Auch hier: Es hätte andere würdige Anwärter für den Album-Preis gegeben. Die Band My Ugly Clementine mit ihrer jüngsten Platte „The Good Life“ zum Beispiel. Ein gelungener Spagat zwischen Lautsein und Melodie, vielleicht zwischen Blink-182 und dem US-Schwesterntrio Haim. Die Band konnte derweil die Kategorie Alternative zum dritten Mal für sich entscheiden, hier wäre die Nominierte Uche Yara die spannendere Wahl gewesen. Sie macht einen nur schwer definierbaren Sound, jedenfalls einen für die große Bühne.

Ebenfalls für das beste Album nominiert war Neuankömmling Bibiza mit „Wiener Schickeria“. Er galt mit sechs Amadeus-Nominierungen sogar als klarer Favorit. Seit knapp einem Jahr ist der junge Musiker, der sich irgendwo zwischen Falco und Yung Hurn verorten lässt, Stadtgespräch. Es ist das plakativ Wienerische, das den Zeitgeist so gut trifft. Ein bisserl Selbstironie, ein ordentlicher Zungenschlag, tanzbare Musik, das funktioniert vor allem live super. Nur folgerichtig also, dass Bibiza auch als Live Act des Jahres nominiert war.

Bibiza brachte etwas frischen Wind

Gewonnen hat aber Wanda, zum dritten Mal in dieser Kategorie. Insgesamt sackeln sie 2024 ihren siebten und achten Amadeus Award ein, den anderen für den Ö3-Song des Jahres mit „Bei niemand anders“. Bibiza geht dafür mit seiner „Ode an Wien“ als Songwriter des Jahres hervor, obendrein wurde er für den besten Sound ausgezeichnet. Ein wenig frischen Wind konnte er also, neben Bipolar Feminin (Sieger des FM4-Awards), in die Veranstaltung bringen. Bei der Kategorie Schlager/Volksmusik erwartet man sich das sowieso weniger: Da gewann Melissa Naschenweng das fünfte Mal. Neu mögen zunächst die Pop/Rock-Gewinner Aut of Orda anmuten – mit Paul Pizzera, Christopher Seiler und Daniel Fellner besteht das Trio aber aus erprobten Award-Jägern.

Ein Blick auf das Prozedere erklärt die Bestenliste. Die Gewinner werden zu je einem Drittel aus Jurywertung (hier geben 150 Experten ihre Stimme ab), Publikumsvoting und Verkaufszahlen ermittelt. Letztere korrelieren zweifellos: Wer mehr Titel verkauft, hat mehr Fans, ergo mehr Stimmenabgaben. Damit ähneln die Awards zwangsläufig den gängigen Verkaufscharts. Als vermeintlich relevantester Musikpreis Österreichs verabsäumt der Amadeus damit, eine vielfältige Musikszene zu würdigen. Eine Reform stände ihm gut an.

Gewinner im Überblick

Album des Jahres: „XV“ - RAF Camora

Ö3 Song des Jahres: „Bei niemand anders“ - Wanda

FM4-Award: Bipolar Feminin

Live-Act des Jahres: Wanda

Songwriter des Jahres: „Eine Ode an Wien“ – Bibiza (Musik & Text: Bibiza & filous)

Hip Hop/Urban: RAF Camora

Alternative: My Ugly Clementine

Pop/ Rock: AUT of ORDA

Electronic/Dance: Toby Romeo

Hard & Heavy: Leftovers

Jazz/World/Blues: Molden, Seiler & das Frauenorchester

Schlager/Volksmusik: Melissa Naschenweng

Best Sound: „Wiener Schickeria“ - Bibiza (Künstlerische Produktion und Recording: Bibiza, Matthias Oldofredi, Johannes Madl, Johannes Römer, Enzo Gaier, Demian Pengg-Bührlen, Nikolai Potthoff, Patrick Denis Kowalewski, Philipp Rosenow; Mix: Johannes Madl, Nikodem Milewski; Mastering: Nikodem Milewski)

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