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Barbara Rett: Kulturexpertin im Großeinsatz

Barbara Rett, einmal auf ungewohntem Platz in der letzten Reihe.
Barbara Rett, einmal auf ungewohntem Platz in der letzten Reihe.Hilde Van Mas
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Sie ist die Personifikation der Kultur im ORF. Rund um den 200. Geburtstag der Neunten Symphonie von Beethoven ist Barbara Rett international präsent.

Wir reden aber über Beethoven“, sagt Barbara Rett, als ich sie um ein Gespräch bitte. Über sich selbst spricht die Kultur-Lady des ORF nämlich gar nicht gern. Umso lieber über aktuelle Projekte.

Am 7. Mai jährt sich das Datum der Uraufführung der Neunten Symphonie zum 200. Mal. Einen solchen Geburtstag zelebrieren nicht nur Orchester, Chöre und Dirigenten, sondern naturgemäß auch die Medien. Und diesmal steht Barbara Rett nicht nur im österreichischen Fernsehen am kommenden Dienstag wieder im Rampenlicht.

Sie wird nämlich nicht nur die Liveübertragung des Konzerts der Wiener Symphoniker unter der Leitung ihres Chefdirigenten Petr Popelka moderieren, sondern im Verein mit ihrem Pariser Kollegen Christian Merlin auch den folgenden Themenabend auf Arte, wo ebenfalls die Neunte thematisiert wird. ­Neugierige können dann den vierten Satz aus Wien noch einmal sehen und hören. Voran gehen aber dann die drei anderen Sätze der Symphonie, jeder musiziert von einem anderen Orchester in einer anderen Stadt. Vor den Wiener Symphonikern kommen in Arte an die Reihe: das Gewandhausorchester Leipzig mit Andris Nelsons, das Orchestre de Paris unter Klaus Mäkelä sowie das Orchester der Mailänder Scala in Mailand unter Riccardo Chailly. 

Beethoven: „Haare schneiden!“

Dergleichen mag man als Klassik-„Overkill“ bezeichnen, aber im Fall der Neunten Beethovens erscheint die Potenzierung der Medienpräsenz vielleicht doch angemessen – kurioserweise überträgt Ö1 am selben Abend auch die Aufführung der Neunten durch die Philharmoniker unter Riccardo Muti aus dem Musikverein. Einer Barbara Rett kann man indes nicht erklären, diese Schwerpunktbildung sei übertrieben. Sie hat sich nämlich, wie gewohnt, in den vergangenen Wochen intensiv auf ihre TV-Auftritte vorbereitet. „Ich spreche ja immer frei“, sagt sie und weiß, ihr Publikum merkt genau, wie viel Wissen in ihrem Kopf steckt, auf das sie mangels Sendezeit gar nicht zu sprechen kommen kann.

Dafür gibt es vorab an diesem Dienstagabend in der ORFIII-Schiene „Erlebnis Bühne“ eine ausführliche Dokumentation über die legendäre Uraufführung der Symphonie im Kärntnertortheater: „Es ist ungeheuer faszinierend, zu sehen, wie gut wir die Vorbereitungsarbeiten für dieses damals einzigartige Ereignis nachvollziehen können, nicht zuletzt dank der Konversationshefte des tauben Komponisten. Auf diese Blätter, auf die seine Besucher ihre Fragen und Antworten notiert haben, hat er übrigens oft selbst Notizen gemacht. Meine liebste: ,Haare schneiden!‘“

Gut frisiert ist Beethoven einst sicher im Kärntnertortheater erschienen, einem Haus, das an der Stadtmauer ungefähr dort stand, wo heute das Hotel Sacher zu finden ist. Für Barbara Rett wird es schon morgen, Sonntag – apropos angereichertes Wissen – zum Thema, wenn „Lohengrin“ aus der Staatsoper übertragen wird: „Es ist so spannend, wie sich die Dinge zusammenfügen“, sagt sie, „die Wiener Aufführung im Kärntnertortheater war die erste, die Richard Wagner von seinem ,Lohengrin‘ erlebt hat. Seine Heimat durfte er ja nach den Revolutionswirren nicht betreten, weil ein Haftbefehl gegen ihn vorlag!“

Die Begeisterung kam von daheim

Die Begeisterung über ihre Arbeit spricht aus jedem Satz, jeder Phrase von Barbara Rett, eine Begeisterung über Musik und Musiktheater, die sie – so viel Neugier muss dem Interviewpartner erlaubt sein – von daheim mitgenommen hat: „Das waren meine Eltern“, sagt sie, „von meinem Vater kam die Opernbegeisterung, meine Mutter hat Konzerte geliebt.“ Schon im Kindesalter saß sie in Musiktheateraufführungen und erlebte hellhörige Urteile: „Im ,Vogelhändler‘ hat mich mein Vater angestupst und über den Tenor, der g’rad gesungen hatte: ,Grüß Euch Gott, alle miteinander‘, meinte: ,Aus dem wird was!‘“ Das war Heinz Zednik . . .

Aus der begeistert lauschenden Barbara Rett wurde Österreichs beliebteste Kulturmoderatorin: „Alles purer Zufall“, sagt sie, die als Teenager einen Redewettbewerb gewann und daraufhin Radiosendungen moderierte. Der Zufall hatte Methode. Seit Langem ist der Name Barbara Rett im ORF das Synonym für Kultur.

„Erlebnis Bühne“

Sonntag, 5. Mai: „Lohengrin“ aus der Wiener Staatsoper (ORFIII, 20.00)

Dienstag, 7. Mai: Themenabend zum 200. Geburtstag von Beethovens Neunter Symphonie (ORFIII 19.34, Arte 21.35).

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