Rassismus

Gazakrieg in der Schule: Antimuslimische Übergriffe in Österreich gestiegen

Frauen sind von antimuslimischen Übergriffen besonders betroffen.
Frauen sind von antimuslimischen Übergriffen besonders betroffen. Kai Nedden
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Die Zahl der rassistischen Übergriffe gegen Muslime ist 2023 gestiegen. In der Schule wurden besonders viele Vorfälle gemeldet, berichtet die Dokustelle Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus.

Noch nie wurden in Österreich so viele Fälle von rassistischen Übergriffen gegen Muslime verzeichnet wie 2023. Das geht aus dem Antimuslimischen Rassismus-Report hervor, der am Montag veröffentlicht wurde. In dem Report, der von der Dokustelle Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus seit neun Jahren herausgegeben wird, wurden 1522 Übergriffe in Österreich verzeichnet. 2022 waren es 1324.

Es sei nur eine „Momentaufnahme“ und keine repräsentative Statistik, sagte Geschäftsführerin der Dokustelle, Rumesya Dür-Kwieder, zeige jedoch ein deutliches Bild: Der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und der darauffolgende Krieg in Gaza hatte einen massiven Anstieg an antimuslimischen Rassismus in Österreich zur Folge – ähnlich, wie sich das auch bei antisemitischen Vorfällen zeigte. So wurden in den Monaten Oktober, November und Dezember 2023 mehr Übergriffe verzeichnet als von Jänner bis September insgesamt.

Frauen besonders betroffen

Frauen sind laut dem Bericht von antimuslimischem Rassismus besonders betroffen: 50,1 Prozent der dokumentierten Fälle betrafen Muslimas, 19,5 Prozent männliche Muslime, bei den übrigen ist das Geschlecht unbekannt. Zwei Drittel der Fälle ereigneten sich online, ein Drittel wurde offline erlebt oder beobachtet.

Von diesen Offline-Fällen betrafen die meisten Fälle Ungleichbehandlung (40,8 Prozent) und Beleidigung (19,5 Prozent). Die Verbreitung von Hass betrafen 8,9 Prozent der dokumentierten Fälle, 2,6 Prozent waren physische Übergriffe. Auch Fälle von Polizeigewalt wurden gemeldet, ihr Anteil lag bei 7,3 Prozent der Fälle. Damit seien etwa die unverhältnismäßige Verwendung von gewaltvollen Mitteln, die Einschüchterung von Zeugen bei der Einvernahme von Muslimen oder das unrechtmäßige Verteilen von Verwaltungsstrafen gemeint.

Dagegen betraf die überwiegende Mehrheit der online dokumentierten Fälle (87,8 Prozent) die Verbreitung von Hass. Musliminnen und Muslime würden in Online-Kommentaren dehumanisiert und mit Tieren verglichen, berichtet die Leiterin der Rechtsberatung der Dokustelle, Dunia Khalil. Viele würden Muslimen auch die alleinige Verantwortung für den Antisemitismus zuschreiben. Gleichzeitig gab es vermehrt Kommentare, in denen gleichzeitig antimuslimische und antisemitische Motive reproduziert wurden.

Schule: Hoher Anstieg durch Nahost-Konflikt

Besonders im Schulbereich seien die offline Fälle rapide angestiegen und habe „besorgniserregende Ausmaße“ erreicht, so Dür-Kwieder. Schüler wurden dazu angehalten, sich zu den Ereignissen in Israel und Palästina zu äußern, es kam zu Aussagen im Unterricht, dass Muslime an dem Nahost-Konflikt Schuld seien, in einem Fall soll ein Lehrer zu einem muslimischen Schüler gesagt haben: „Ich und die Polizei haben euch im Visier.”

Bereits im Mai seien die von Eltern, Lehrern oder Schülern gemeldeten Fälle angestiegen. Grund dafür sei laut Dokustelle die Umsetzung einer Studie der Universität Wien unter der Leitung des Islamwissenschafters Ednan Aslan. Dabei wurden Schüler aus dem Unterricht geholt und mussten Fragen beantworten, die die Dokustelle als „teilweise tendenziös und antimuslimisch rassistisch“ bezeichnet und auch auf die politische Gesinnung der Schüler abzielen würden. Die Studie selbst und die mediale Berichterstattung dazu hatte einen überdurchschnittlichen Anstieg an Meldungen zufolge.

Wer ist die Dokustelle?

Die Dokumentations- und Beratungsstelle Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus wurde 2014 mit Unterstützung der Initiative muslimischer Österreicherinnen und Österreich (IMÖ) gegründet. Der Verein finanziert sich einerseits über Spenden, der Report wurde auch von der Stadt Wien, dem Sozialministerium und der EU mitfinanziert.

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