ORF-Stiftungsrat: Kulovits schert aus

Brigitte Kulovits-Rupp, ORF
Brigitte Kulovits-Rupp, ORF(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Die bisherige Chefin des Stiftungsrates kritisiert die SPÖ bei der Besetzung der ORF-Aufsicht und will ab jetzt parteiunabhängig sein.

Alexander Wrabetz stellt die Weichen für eine dritte Amtszeit als Generaldirektor des ORF. Dazu gehört auch, die Besetzung des Stiftungsrates, des obersten Aufsichtsgremiums im ORF, abzunicken, das ihn im Sommer 2016 wiederwählen könnte. Am Mittwoch wird sich das Gremium zum ersten Mal in neuer Besetzung für die kommenden vier Jahre treffen und den neuen Vorsitz wählen. Dafür hat die SPÖ bereits ihre Wunschkandidaten platziert: Casinos-Austria-Vorstand Dietmar Hoscher, der schon bisher auf einem SPÖ-Partei-Ticket im Stiftungsrat saß, soll den Vorsitz des Gremiums übernehmen. Die Medizin-Uni-Vizerektorin und Ö1-Radiodoktor-Moderatorin Karin Gutierrez-Lobos soll neue Leiterin des SPÖ-Freundeskreises werden und dem Art-for-Art-Geschäftsführer Josef Kirchberger in dieser Funktion nachfolgen. Den stellvertretenden Vorsitz soll weiterhin Franz Medwenitsch, Leiter des ÖVP-nahen Freundeskreises, übernehmen.

Das ungenierte Vorgehen der Parteien sorgt vor allem bei den ORF-Redakteuren für Empörung und Kritik. Gegenüber dem „Standard“ fasste Redakteursratsvorsitzender Dieter Bornemann die jüngsten Vorkommnisse konsterniert zusammen: „Die SPÖ bestimmt, was im Stiftungsrat zu geschehen hat.“

Weitaus überraschender kommt die harsche Kritik der bisherigen Stiftungsratsvorsitzenden, Brigitte Kulovits-Rupp, die als Mitglied der Arbeiterkammer Burgenland ebenfalls eindeutig sozialdemokratisch punziert ist. Sie bedauere die Vorgabe der SPÖ, dass Dietmar Hoscher den Vorsitz im Stiftungsrat übernehmen soll. Sie habe erkennen müssen, dass „sich die mir nahestehende Gruppe im Stiftungsrat vom bewährten Prinzip der Meinungsfindung entfernt hat“. Dass in der Frage der Kandidatur für den Vorsitz eine „nicht diskutierbare“ Vorgabe präsentiert wurde, mache ihr ein solidarisches Mittragen unmöglich, weshalb sie darauf Wert lege, künftig keinem „Freundeskreis“ mehr anzugehören. Sie bleibt dem Stiftungsrat weiterhin als vom Land Burgenland bestellte Vertreterin erhalten. Kulovits-Rupp kritisiert die Partei allerdings erst nach ihrer vierjährigen Amtszeit als von der SPÖ favorisierte Vorsitzende. Unterdessen hat der ORF die Übertragung der Sommernachtsgala in Grafenegg für weitere drei Jahre verlängert. So wird auch der mächtige niederösterreichischen VP-Landeshauptmann, Erwin Pröll, bei Laune gehalten.  (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2014)

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