Insgesamt wurden nach dem Bergwerksunglück in der Türkei 301 Todesopfer geborgen. Ein Feuer hatte die Sucharbeiten zuvor verzögert.
Vier Tage nach dem schweren Bergwerksunglück in der Türkei hat die Regierung die Sucharbeiten in dem Stollen für abgeschlossen erklärt. Die letzten zwei noch vermissten Bergarbeiter seien tot geborgen worden, niemand werde mehr vermisst, sagte Energieminister Taner Yildiz am Samstag am Unglücksort in Soma.
Damit liege die endgültige Zahl der Todesopfer bei 301. Ein in der Früh ausgebrochenes neues Feuer im Bergwerk hatte die Sucharbeiten zuvor verzögert.
Das Unglück hat in der Türkei neue Kritik an der konservativ-islamischen Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ausgelöst. Ihr wird vorgeworfen, den wirtschaftlichen Aufschwung im Land auf Kosten der Arbeitssicherheit vorangetrieben zu haben. Mit taktlosen Äußerungen zu dem Unglück sowie mutmaßlichen tätlichen Angriffen auf Betroffene provozierte Erdogan weiteren Unmut.
Für Kritik hatte nach dem Grubenunglück unter anderem das harte Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten in Soma gesorgt. In Soma war die Polizei am Freitag mit Tränengas, Gummimantelgeschossen und Wasserwerfern gegen tausende Demonstranten vorgegangen, die den Rücktritt der Regierung forderten. Empörung rief auch ein Erdogan-Berater hervor, der in Soma auf einen am Boden liegenden Demonstranten eintrat. Erdogans Verhalten beim Besuch im Katastrophengebiet wurde als taktlos kritisiert.
Kritik an Erdogan-Auftritt in Deutschland
Ein vonErdogan geplanter Auftritt in Köln sorgt für Unmut in Deutschland. Politiker von SPD, CSU und Grünen kritisierten die für den kommenden Samstag, dem 24. Mai geplante Veranstaltung in der Lanxess-Arena.
Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) sagte der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Samstag): "Der Besuch kommt einem Missbrauch des Gastrechts nahe." Schneider forderte Erdogan auf, seine Rede in Köln abzusagen.
Erdogans Partei AKP hat betont, der Auftritt in Köln sei keine Wahlkampfveranstaltung, sondern würdige das zehnjährige Bestehen der Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD). Kritiker gehen jedoch davon aus, dass Erdogan türkischer Präsident werden und in Köln um Stimmen werben will. An der Wahl am 10. August dürfen erstmals auch die im Ausland lebenden Türken teilnehmen.
Deutschtürken sollen nicht zum Auftritt kommen
Die CDU-Vizevorsitzende Julia Klöckner sagte der "Welt" (Online): "Ich kann mir nur wünschen, dass bei Erdogans Auftritt in Köln möglichst viele hier lebende Türkischstämmige durch Abwesenheit zeigen, dass sie mit seinem gegenwärtigen Agieren in der Türkei nicht einverstanden sind." CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer forderte in "Spiegel Online": "Erdogan darf seine Wahlkampfschlachten nicht nach Deutschland verlagern."
Grünen-Chef Cem Özdemir kritisierte, mit seiner Reaktion auf das Grubenunglück in der Türkei verwandele Erdogan die tiefe Trauer vieler Türken in Wut. Der Regierungschef könne jetzt nicht einfach Wahlkampf machen.
(APA/AFP)