Streit um Kollektivvertrag: AUA-Spitze tritt Flucht nach vorn an

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Aufgrund stockender Verhandlungen geht die AUA-Führung mit öffentlichem Angebot in die Offensive. Für den Betriebsrat ist das „unseriös“.

Wien. „Es ist optimistisch, aber nicht unrealistisch.“ So antwortete Klaus Froese, Geschäftsführer der AUA-Tochter Tyrolean, am Montag auf die Frage, ob das AUA-Management wirklich glaubt, seinen Plan in die Realität umzusetzen. Dieser Plan sieht nämlich vor, dass bis zum 31. Mai mit dem Betriebsrat noch eine Einigung über einen neuen Kollektivvertrag für das fliegende Personal gefunden werden soll. Dies, nachdem das in den zehn bisherigen Verhandlungsmonaten noch nicht gelungen ist.

Um den Druck zu erhöhen, traten Froese und AUA-Chef Jaan Albrecht am Montag mit einem öffentlichen Angebot an die Belegschaft die Flucht nach vorne an. Demnach sollten bei einem neuen KV die Ist-Gehälter der AUA-Piloten – anders als bei dem vor zwei Jahren von der Belegschaft abgelehnten Vorschlag – nicht mehr um rund 20 Prozent gesenkt, sondern lediglich eingefroren werden, bis die Tyrolean-Gehaltssteigerungen sie eingeholt haben. Dies entspricht dem Status quo seit dem Betriebsübergang des operativen Geschäfts auf Tyrolean samt Aufkündigung des alten AUA-KV vor zwei Jahren.

Zudem soll es Abschlagszahlungen von bis zu 305.000 Euro für jene 980 Piloten und Flugbegleiter geben, die nach dem alten Vertrag einen Anspruch auf eine leistungsorientierte Betriebspension von bis zu 60 Prozent des Letztgehaltes hatten. Künftig soll es für alle fliegenden Mitarbeiter nur mehr eine beitragsorientierte Pension geben, für die das Unternehmen zwischen vier und fünf Prozent der Gehaltssumme pro Monat an eine Pensionskasse einzahlt. Wie hoch die Pension künftig ausfallen wird, ist daher der Performance der Pensionskasse überlassen.
Gleichzeitig gäbe es in dem Vorschlag auch eine Fülle an „sehr komplexen“ neuen Regelungen für Arbeitszeit oder Seniorität der Piloten, die sowohl für die AUA als auch die Mitarbeiter die „Planungssicherheit“ erhöhen würden. Mit dabei ist die Ausdehnung der Jahresarbeitszeit von 900 auf 1000 Flugstunden. Da dabei auch die Berechnung verändert werde, entspreche die effektive Mehrarbeit laut Froese „rund fünf Prozent“.

„Wir hoffen, dass wir mit diesem Vorschlag die Basis für eine schnelle Einigung gelegt haben“, so Froese. Damit soll das Unternehmen wieder Rechtssicherheit erlangen und „Friede in das Haus AUA einkehren“, ergänzt Albrecht vor Journalisten.

Nur mehr ein Termin

Dass dieser „Friede“ schon bald einkehren wird, scheint derzeit jedoch eher unwahrscheinlich zu sein. „Was der Vorstand macht, ist einfach unseriös“, sagt AUA-Betriebsratschef Karl Minhard zur „Presse“. Denn bisher sei in den KV-Verhandlungen noch weder über das Gehalt noch über die Pensionen je gesprochen worden. Dazu habe es lediglich Unter-Arbeitsgruppen gegeben, bei denen eine Vielzahl der Termine jedoch vom Vorstand abgesagt worden seien, so Minhard.

Nun gebe es vor dem 31. Mai nur mehr einen Verhandlungstermin. Er sei für alle Gespräche offen, aber er lasse sich auch nicht in einen „künstlichen Zeitdruck“ hineintreiben. So sei der 31. Mai zwar zwischen Management und Betriebsrat als Ziel ausgemacht gewesen. „Ziele können aber auch verfehlt werden. Es wäre besser gewesen, der Vorstand hätte sein Papier schon vor Monaten vorgestellt“, sagt Minhard.

Laut Albrecht drängt die Zeit aber nicht nur wegen dem selbst gesteckten Ziel. Heuer müsse auch die Entscheidung für die Nachfolge der 21 Fokker-Regionalflugzeuge getroffen werden. Und da dies eine Investition von rund einer Mrd. Euro bedeute, benötige die AUA dafür die Hilfe der Mutter Lufthansa. Diese wolle aber nur dann Geld bereitstellen, wenn es Rechtssicherheit gebe. „Daher können wir in dieser Frage nicht warten, bis ein Gericht in Luxemburg entscheidet“, sagt Albrecht. Teil einer Einigung soll nämlich ein Generalvergleich sein, bei dem alle Klagen des Betriebsrates (die zum Teil vor dem EuGH in Luxemburg liegen) fallen gelassen werden.  (jaz)

("Die Presse", Printausgabe vom 20.5.2014)

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