Die spontane Ausrede per SMS: Absagen in letzter Minute

Mädchen mit Smartphones
Mädchen mit Smartphones(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Wer kurzfristig Verabredungen absagen will, sollte sich gut überlegen, mit welcher Ausrede das am besten geht.

Kopfweh geht immer. Auch Durchfall kann blitzschnell auftreten („etwas Falsches gegessen“) – und am nächsten Tag wieder dahin sein. Das Arsenal an möglichen Ausreden aus dem Medizinbereich, um kurzfristig eine Verabredung absagen zu können, ist damit aber weitgehend verschossen. Vielleicht geht noch eine Verkühlung durch, doch muss diese schon so schwer sein, dass man sich die nächsten ein, zwei Tage nach dem geplatzten Treffen lieber nicht über den Weg laufen sollte. Oder aber, man schiebt ein paar Tage Fieber vor, nach denen man sich einfach noch nicht fit genug fühlt.

Weil der Körper aber nun einmal unberechenbar sein kann, man quasi nur schuldloses Opfer der Biologie wurde, sind Krankheiten als Begründung für eine Absage äußerst beliebt. Gefolgt von einem „ich würde ja gern, aber...“ kann man damit Begegnungen, auf die man spontan keine Lust hat, gut aus dem Weg gehen. Aufpassen muss man allerdings, dass während der Phase der körperlichen Schwäche keine allzu euphorischen Statusmeldungen oder gar Fotos auf Facebook auftauchen. Damit wäre die Ausrede aufgedeckt.

Gesendet aus...
Äußerste Vorsicht ist auch angebracht, wenn eine örtliche Ausrede als Absage ins Spiel gebracht wird. Wenn etwa jemand vorgibt, beruflich über das Wochenende in Lissabon zu sein – und in der dazugehörigen Facebook-Message steht: „gesendet aus Baden bei Wien“. So praktisch soziale Medien auch sind, um unverbindlich planen und wieder absagen zu können, so unangenehm können sie sich wegen diverser automatisierter Effekte als Bumerang erweisen. Dass man einander kurz nach einer solchen Nachricht persönlich über den Weg läuft, wäre dann der Gipfel der Peinlichkeit. Wobei das nichts mehr mit Unverbindlichkeit zu tun hat, sondern mit Dummheit.

Je nach Lebensabschnitt bieten sich zwei weitere Klassiker an. „Ich muss noch lernen“ ist die Variante während der Schul- und Studienzeit. „Ich muss länger in der Arbeit bleiben“ lässt sich im Berufsleben immer wieder gut einsetzen. Wobei in beiden Fällen die Dosierung wichtig ist. Zu welchen Zeitpunkten ist es plausibel, lernen zu müssen? Und wie kurzfristig kann es nötig sein, in der Arbeit zu bleiben? So es sich also wirklich nur um eine Ausrede handelt, sollte man jedenfalls einen Beipackzettel mit einer guten Begründung parat haben.

Was trotz Handy, E-Mail und Social Media immer noch vorkommt, sind Absagen ohne Begründung, womöglich sogar ohne Benachrichtigung. Was dann nicht so schlimm ist, wenn es sich um eine größere Runde handelt, man also nicht einen Menschen allein im Regen stehen lässt. Wobei, auch da gibt es Ausnahmen: So kommt es etwa bei so gut wie jeder größeren Hochzeit vor, dass ein bis zwei Sitzplätze an der langen Tafel frei bleiben – und nicht einmal das Brautpaar sagen kann, warum der Gast nicht gekommen ist. Das sind die besonders unsensiblen (und für die Einladenden teuren) Nichtabsagen. Man sollte sich in solchen Fällen zumindest die Mühe machen, sich halbwegs rechtzeitig eine Entschuldigung zurechtzulegen. Und im Zweifelsfall: Kopfweh geht immer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2014)

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