Hunderte Tote nach Boko-Haram-Angriffen in Nigeria befürchtet

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Bei einem Überfall auf vier Dörfer dürften bis zu 500 Menschen getötet worden sein. Unter den Opfern sind auch Babys.

Die Extremistengruppe Boko Haram soll bei neuen Angriffen im Nordosten Nigerias bis zu 500 Menschen getötet haben. Augenzeugen berichteten am Donnerstag, die schwer bewaffneten Islamisten hätten am Dienstagabend vier Siedlungen überfallen, Männer, Burschen und sogar Babys getötet und sowohl Häuser als auch Moscheen und Kirchen niedergebrannt.

Bestätigt sich die Opferzahl, wären es die blutigsten Boko-Haram-Attacken seit Beginn ihres Aufstands vor fünf Jahren.

Betroffen waren die Dörfer Goshe, Attagara, Agapalwa und Aganjara im nordöstlichen Staat Borno. Eine genaue Opferzahl könne bisher nicht genannt werden, da die Boko-Haram-Kämpfer derzeit die gesamte Region kontrollierten, sagte der Abgeordnete Peter Biye am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Überall in den Dörfern lägen Leichen, und niemand könne die Toten bestatten, weil die von der Luftwaffe bombardierten Kämpfer noch immer vor Ort seien. Wer fliehen konnte, habe dies auch getan.

Als Wanderpriester getarnt

Am Mittwochabend sollen als Wanderpriester getarnte Boko-Haram-Kämpfer zudem 45 Menschen in einem Dorf nahe Bornos Hauptstadt Maiduguri ermordet haben. Zwei Augenzeugen berichteten am Donnerstag, die Täter hätten sich das Vertrauen der Dorfbewohner erschlichen und sie zum Gebet geladen. Danach eröffneten sie den Angaben zufolge das Feuer auf die Menschenmenge.

Am Donnerstag attackierten mutmaßliche Boko-Haram-Extremisten zudem die Stadt Madagali im Staat Adamawa. Dort überfielen sie einen Kontrollposten der Streitkräfte und zündeten eine katholische Kirche an, wie der Bürgermeister mitteilte. Auch ein Verwaltungsgebäude sei niedergebrannt worden.

Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte "den Terror von Boko Haram in Nigeria in aller Schärfe". In einem Telefonat mit seinem nigerianischen Kollegen Aminu Wali habe er "unser tiefes Mitgefühl für die Familien der Opfer" zum Ausdruck gebracht, erklärte das Auswärtige Amt am Donnerstag. Steinmeier sagte Nigeria überdies deutsche Hilfe beim Kampf gegen Boko Haram zu.

Die Extremisten kämpfen seit 2009 im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen islamistischen Staat. Bei zahllosen Anschlägen auf Polizei, Armee und Behörden, aber auch auf Kirchen und Schulen wurden allein in diesem Jahr schon mehrere tausend Menschen getötet. Für Entsetzen sorgte im April auch die Entführung von fast 300 Schülerinnen durch die Islamisten.

Schätzungen zufolge wurden durch die Boko-Haram-Offensive mehr als drei Millionen Nigerianer aus ihrer Heimat vertrieben. Nach UN-Angaben vom Donnerstag kommen täglich 800 Flüchtlinge hinzu.

(APA/AFP)

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