Britischer Exzentriker: Steven Patrick Morrissey, geboren 1959 in Manchester, war Sänger der Smiths. „World Peace Is None of Your Business“ ist sein 13. Soloalbum.
Morrissey: „I'm Not A Man“. „I'm A Man“, sang Bo Diddley 1955; The Who variierten das 1966 zu „I'm A Boy“; Muddy Waters hatte auch schon 1955 in „Mannish Boy“ die Kompromissformel gefunden... Die trotzige Behauptung der Männlichkeit ist aus dem Blues in die Popmusik gekommen. Es ist am großen Fleischverweigerer Morrissey, die Antithese zu deklarieren: „Wheeler, dealer, mover, shaker, Casanova, Beefaroni“, zählt er auf und urteilt: „Well, if this is what it takes to describe – I'm not am man.“ Auch T-Bone-Steaks, Workaholismus und Prostatakrebs lehnt er ab, und, nein, den Planeten würde er nie zerstören. Das kommt, wie zu erwarten war, mit gehörigem Pathos und sanft zugleich, im schönsten Queen's English. Schwere Trommeln und giftige Synthesizer leiten das instrumentale Endspiel ein, das vom einen irrwitzig überblasenen Saxofon dominiert wird: Solche Schreie hat man bisher nur aus dem ärgsten Free Jazz gekannt. So klingt es wohl, wenn sich männlicher Protest gegen sich selbst richtet.
Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Philipp L'Heritier (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2014)