Europa: Hohe Schulden, viele Probleme

Eurozeichen im Wasser Eurokrise
Eurozeichen im Wasser Eurokrise(c) imago/Christian Ohde (imago stock&people)
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Heuer scheint ein Erfolgsjahr für Europa zu sein. Aber die Konjunktur schwächt sich schon wieder ab.

Wien. Europa hat heuer einen Rekord zu vermelden – und es ist keiner, auf den man auf dem alten Kontinent allzu stolz sein kann: Es ist ein Schuldenrekord. Laut Eurostat kletterte der Schuldenstand der 18 Euroländer gemessen an der Wirtschaftsleistung (BIP) auf 93,9 Prozent. Auch die Zahlen der EU-28 sind nur wenig besser. Der Schuldenstand stieg im ersten Quartal 2014 von 87,2 auf 88 Prozent. Sieht man sich die Werte der Sorgenkinder an, wird die Lage noch dramatischer. Griechenland ist mit 174 Prozent des BIPs verschuldet, Italien mit 136,6 Prozent und Portugal mit 133 Prozent.
Und doch: 2014 ist für Europa ein Erfolgsjahr. Die Euro-Schuldenkrise ist aus den Schlagzeilen verschwunden. Die Rückkehr Griechenlands und Portugals an die Kapitalmärkte ist ein Zeichen dafür, dass Europa auf dem richtigen Weg ist. In ihrer Frühjahrsprognose 2014 geht die EU-Kommission von einem „Wachstum auf breiter Basis“ aus und erwartet für die EU ein reales (also inflationsbereinigtes) Wachstum von 1,6 Prozent und im Euroraum ein reales Wachstum von 1,2 Prozent für 2014 – und sogar ein Plus von zwei bzw. 1,7 Prozent im nächsten Jahr.
Aber die Brüsseler Bürokraten sind da leider als Zweckoptimisten zu enttarnen. Die anhaltend niedrige Inflation in Europa ist zwar ein Segen für die inflationsgeplagten Bürger der Südländer – aber nur ein halber Segen, da ihre Löhne jetzt auch fallen müssen. Freilich, das ist zum Teil ein notwendiger Anpassungsprozess – aber nicht nur. Angesichts der historisch einzigartigen Lockerheit der Geldpolitik der EZB (an der das wettbewerbsfähige Deutschland zunehmend verzweifelt) sollte die Preisinflation deutlich stärker sein als die 0,5 Prozent, die im Juli gemessen wurden. Und dass Österreich mit 1,9 Prozent die mit Abstand höchste Inflationsrate aufweist, ist auch kein Grund zur Freude: Hierzulande werden die Preise stark durch erhöhte Steuern und Gebühren getrieben – nicht etwa durch überdurchschnittliches Wachstum.
Dass von „Wachstum auf breiter Basis“ noch keine Rede sein kann, zeigt die zunehmende Skepsis im Konjunktur-Musterland Deutschland. Angesichts der im Zuge des Ukraine-Konflikts verhängten Sanktionen schlug der deutsche Industrieverband vergangene Woche Alarm und verlangte Maßnahmen der Regierung für die Wirtschaft. Und selbst das deutsche Wirtschaftsministerium warnte zuletzt vor abnehmendem Schwung beim Wirtschaftswachstum. (jil)

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