Eine Mehrheit gibt es nur für Islands Beitritt. Auch Westbalkanländer sind nicht willkommen.
Wien. Die Österreicher sind klar gegen die Aufnahme neuer Mitgliedstaaten in die EU. Das einzige Land, das sie unterstützen würden, ist Island. Und das hat seinen Aufnahmeantrag im Februar dieses Jahres auf Eis gelegt. Neben einem klaren Nein zur Türkei (84% Ablehnung) lehnen die Österreicher laut einer neuen Umfrage der Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) auch die Beitritte der Westbalkanländer ab.
„Die Wahrnehmung ist, dass sich die EU erst konsolidieren muss, bevor sie sich weiter erweitert“, analysiert Paul Schmidt, Generalsekretär der ÖGfE. Diese Ansicht teilt auch der neue Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der angekündigt hat, dass es in den nächsten fünf Jahren keine neuen Beitritte geben werde. Allerdings werden die Verhandlungen mit Serbien, Montenegro und der Türkei fortgesetzt. Mit Albanien und Mazedonien könnten sie beginnen. Die Österreicher halten aber auch diese Länder derzeit nicht für die EU geeignet. Nicht einmal jeder dritte Befragte (27%) spricht sich für eine Aufnahme von Serbien aus. 58 Prozent lehnen sie ab. Ähnlich ist die Stimmung gegenüber Montenegro und Mazedonien. Den Beitritt Albaniens und des Kosovo würden noch weniger Österreicher unterstützen (21% bzw. 20%).
Insgesamt ist die Stimmung zur Erweiterung in Österreich stabil negativ. Sie hat sich in den letzten vier Jahren kaum verändert, wie Umfragen der ÖGfE seit 2010 belegen. Die Zustimmung für Serbien schwankte beispielsweise lediglich zwischen 25 und 27 Prozent. Deutlich verschlechtert hat sich einzig die Stimmung gegenüber der Türkei. Waren im September 2010 immerhin noch 17 Prozent der Befragten für eine Aufnahme des Landes in die EU, sind es heute nur noch acht Prozent. Schmidt sieht als Grund die politische Entwicklung in der Türkei, die weitere Personen abgeschreckt haben dürfte.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2014)