Hochegger: „Wenn ich in Haft muss, schreibe ich ein Buch“

TELEKOM-PROZESS UM SPENDE AN BZOe: FISCHER / HOCHEGGER
TELEKOM-PROZESS UM SPENDE AN BZOe: FISCHER / HOCHEGGERAPA/HERBERT NEUBAUER
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Ex-Lobbyist Peter Hochegger sieht sich als „Dienstleisteropfer“, betreibt die Aufhebung seiner zweieinhalbjährigen Haftstrafe und möchte sich – falls er „sitzen“ muss – im Gefängnis als Buchautor versuchen.

Wien. Materielle Güter würden für ihn nicht (mehr) zählen, sagte Peter Hochegger am Mittwoch im kleinen Journalistenkreis in Adam's Gasthaus in der Wiener Josefstadt. Seine Lobbyingfirma, die ehemals berühmt-berüchtigte Valora Unternehmensberatung, sei insolvent. Und er sei mit Forderungen der Immofinanz, der Telekom Austria und der österreichischen Finanz konfrontiert. So um die 26 Millionen Euro würde man, alles in allem, von ihm wollen.

Hochegger lebt mittlerweile in Brasilien („Die Presse“ berichtete). Und zwar im Nordosten des riesigen Landes, in einem kleinen Fischerdorf nahe Fortaleza. Dennoch führen ihn seine Wege regelmäßig nach Österreich. Denn mag er sich auch (offiziell) vom schnöden Mammon abgewendet haben – eines will er sich nicht gefallen lassen: dass er nun für diverse Korruptionsskandale der jüngeren Geschichte (ihm droht auch eine Anklage in Sachen Buwog) als Bauernopfer – oder, wie er es nennt, als „Dienstleisteropfer“ – herhalten muss. Deshalb hat auch er eine Klage gegen frühere Geschäftspartner und Freunde vorbereitet. Ob sich eine solche Klage finanzieren lässt, ist noch unklar. Hochegger kämpft auch mit Rechtsmitteln gegen die Verurteilung an, die im Vorjahr gegen ihn wegen Beteiligung an der Untreue ergangen ist.

Dabei ging es um illegale Parteienfinanzierung. Konkret um knapp eine Million Euro, die im Wahlkampf 2006 von der Telekom Austria an das BZÖ geflossen ist. Hochegger soll vermittelt haben. Habe er nicht, sagt Hochegger. Man habe ihn in diesem Fall nämlich gar nicht gebraucht.

Sollte er mit seinen Rechtsmitteln ins Leere laufen und die erstinstanzlich verhängte Strafe von 30Monaten Freiheitsentzug rechtskräftig werden, so würde er sich keineswegs in seinem brasilianischen Apartment verschanzen, sondern anstandslos seine Haft absitzen.

Dies habe er bereits mit seiner Familie besprochen. Auf die „Presse“-Frage, wie er denn die Haftzeit über die Runden bringen würde, erklärt Hochegger gelassen: „Ich werde meditieren und ein Buch schreiben.“ Nein, kein Aufdeckerbuch. Hochegger weiß natürlich noch immer viel über das Thema Parteienfinanzierung zu erzählen. Aber wegen des vielleicht entstehenden Buchs müsse kein Politiker zittern. „Eine Biografie“ solle es werden. Und auch ein Ratgeber: „Wie geht man mit solchen Situationen um?“ Denn: „Das Leben ist eine spannende Reise.“

Zurück zu den Rechtsmitteln (Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung), die der 65-Jährige von seinem Anwalt Karl Schön ausarbeiten ließ. Sowohl das schriftliche Urteil als auch die Rechtsmittel liegen der „Presse“ vor. Dabei wird darauf abgestellt, dass das Erstgericht nicht einmal feststellen konnte, mit welchen BZÖ-Politikern Hochegger damals überhaupt gesprochen haben soll.

Schieszler als „Münchhausen“

„Das ist wie die Feststellung eines Mordes ohne Leiche und Tatwaffe“, meint Anwalt Schön. Kritisch liest sich im Urteil die Passage, wonach Hochegger eine „plausible Erklärung“ für den Geldfluss schuldig geblieben sei. Ein Beschuldigter muss im Grunde gar nichts erklären. Er muss sich auch nicht „frei beweisen“.

Es war die Aussage des Ex-Telekom-Festnetz-Finanzchefs Gernot Schieszler, des Kronzeugen, die Hochegger zu Fall brachte. Eine „Münchhausen-Geschichte“, formuliert Hochegger heute. Dabei weiß er auch: Eine Verleumdungsanzeige gegen den Kronzeugen wurde von der Justiz sehr rasch ad acta gelegt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2014)

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