Anzeige gegen Ex-Telekom-Vorstand Gernot Schieszler liegt vor.
Wien. „Das ist der Anfang vom Ende des Kronzeugenstatus.“ So sieht Lobbyist Peter Hochegger die Lage jenes Mannes, der als erster Kronzeuge der österreichischen Justizgeschichte geführt wird: Gernot Schieszler, Ex-Festnetz-Finanzvorstand der Telekom Austria (TA). Hochegger – er wurde bezüglich BZÖ-Parteienfinanzierung erstinstanzlich wegen Untreue zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt – unterlegt seine Einschätzung mit einer Strafanzeige wegen des Verdachts der Untreue.
In dieser Anzeige geht es um den Kauf des Festnetz- und Internetbetreibers eTel durch die TA im Jahr 2006. Hochegger ist damals mit seiner Firma Valora engagiert worden, um den Deal einzufädeln. Abgeleitet vom Kaufpreis, 93 Millionen Euro, bekam die Valora 696.000 Euro Erfolgshonorar. Doch nicht nur die Valora war am Werk. Auch die damalige Spot AG war im TA-Auftrag aktiv. Dieser sei zu viel Honorar ausbezahlt worden, sagt Hochegger nun und bezieht sich auf den Bericht des Prüfunternehmens BDO aus dem Jahr 2012. Dort heißt es: „Das in Rechnung gestellte Honorar (2,1 Mio. €) war um 705.000 Euro überhöht.“
TA wurde schon 2012 aktiv
TA-Sprecher Peter Schiefer beruhigt: Die TA habe wegen des BDO-Berichts den Staatsanwalt verständigt. Schieszler habe versichert, dass die Geschäftsbeziehung mit der Spot korrekt verlaufen sei. Anwalt Stefan Prochaska – er ist Gründer der Spot (nicht beteiligt), war in deren Aufsichtsrat und vertritt Schieszler: „Die Anzeige ist ein alter Hut.“ Bei Berechnung des Spot-Honorars dürfe man auch nicht Transaktionsvolumen und Kaufpreis verwechseln.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2014)