St. Andrä/Wördern: Zu Besuch bei Herbert Steinböck

Kabarettist und Schauspieler Herbert Steinböck machte aus einer alten Bäckerei ein energieeffizientes Künstlerdomizil.

Herbert Steinböck hatte das hektische Stadtleben satt. Im März 1993 kaufte der Kabarettist und Schauspieler eine alte Bäckerei in St. Andrä/Wördern, einer idyllischen Marktgemeinde in den Ausläufern des Wienerwalds. Der damalige Zustand des Hauses? „Positiv formuliert war es ein Bastlertraum, teils in desolatem Zustand. Aber für mich war es Liebe auf den ersten Blick“, berichtet Steinböck. Mit „guten Professionisten“ ist es ihm gelungen, aus dem Bastlertraum ein Traumhaus zu machen.

Leben in der Wundertüte

Seit dem Sommer 1993 lebt Steinböck in der umgemodelten alten Bäckerei. Öffnet man die Tür zu seinem Zuhause, ist es fast so, als würde man eine Wundertüte aufmachen. Es gibt knallbunte und dezente Bereiche, Traditionelles trifft auf Moderne in teils extravaganten Ausprägungen. In den verwinkelten Gängen des Entrées sieht man alte Bilder, Showkostüme, eine restaurierte Sitzbank. In der Nähe des gusseisernen Ofens grüßt Alfred Hitchcocks Silhouette, ein knallblauer Flipper und moderne Kunstwerke kommen ins Blickfeld. Die Zimmertüren sind für heutige Begriffe relativ niedrig, da kann man sich leicht den Kopf anstoßen. Als Podest für (Kunst-)Gegenstände aller Art dient die schmale Originalstiege. Daneben führt eine dunkle Holztreppe in den wichtigsten Raum des Hauses.
Das Dachgeschoß ist für den Bühnenstar Küche, Wohnzimmer, Kuschelecke, Rückzugsort und Arbeitsbereich zugleich. Hier wird mit Tochter Klara, zehn, gespielt, an Rollen gefeilt, geprobt. Auch Steinböcks Programm „Weihnachts-Tralala“ ist zum Teil hier entstanden. „Und nach einem Auftritt genieße ich gerne bei einem Glaserl Wein die Ruhe hier oben“, sagt er. „Es war immer mein Traum, einen Dachboden auszubauen.“ Er hat diesen Traum sehr schön verwirklicht. Der 4,70 Meter hohe 80-Quadratmeter-Raum mit dem hellen Holzboden und den weißen Wänden ist freundlich, lichtdurchflutet, gemütlich.

Gelebter Wohntraum

Großzügige Fensterflächen lassen den Wienerwald Teil des Wohngefühls werden, wobei hier das Interieur dem Ausblick fast die Show stiehlt. Ein in Mexiko von einem Indianer gekaufter Holzkolibri baumelt von der Decke, eine venezianische Karnevalsmaske hängt über der Türe, die alte Singer-Nähmaschine erinnert an die Oma des Hausherren, daneben Andenken an Film- und Theaterproduktionen, Skurriles wie ein Riesengebiss oder die wuchtigen Plateauschuhe, mit denen er einst als Teenager Londoner Flair in die Wiener Discos brachte. Eine wilde Mischung, die doch einer klaren Systematik zu folgen scheint. Ist das immer so? „Fast“, sagt der Gastgeber schmunzelnd. „Ich bin kein Zwangsneurotiker, flippe nicht gleich aus, wenn etwas nicht an seinem Platz ist. Aber ein gewisses Maß an Ordnung brauche ich. Es darf schrill sein, aber ich will die Kontrolle haben. Das ist mir zu Hause wichtig, und auf der Bühne.“
In den vergangenen Jahren hat Steinböck sein Haus erneut modernisiert. „Ich bin auf den Energiespargeschmack gekommen“, sagt er, öffnet eines der Dachgeschoßfenster und präsentiert stolz seine Fotovoltaik-Paneele. 28 Quadratmeter Kollektorfläche, südseitig ausgerichtet, wurden im Sommer auf die Ziegel des Satteldachs montiert. Sie fungiert zusätzlich als Klimaanlage. „Die Sonnenenergie kühlt das Wasser für die Wandheizung im Dachgeschoß ab. Mit einer Wärmepumpe speichere ich den Sonnenstrom als Warmwasser, da kann ich auch in der Nacht damit duschen oder, im Winter, das ganze Haus heizen“, sagt der Hausherr, der über seine Energiespar-Erlebnisse regelmäßig auf der Plattform www.energie-blog.at berichtet.
Neben der Eingangstür wacht ein Hund der futuristischen Art über den Energieverbrauch. Power-Dog heißt das Gerät, das unter anderem anzeigt, wie viel Sonnenstrom die Fotovoltaikanlage gerade produziert, ob und zu welchem Preis der Strom ins öffentliche Netz eingespeist wird, welche Haushaltsgeräte damit betrieben werden. Ist der Comedian ein Technikfan? „Gar nicht. Ich bin ein Genussmensch. Die Technik interessiert mich nur so viel, wie ich wissen muss, um mein Zuhause genießen zu können.“

Zur Person

Herbert Steinböck, geboren am 13. 2. 1958 in Wien, hat seit 1987 Engagements an Theatern in Deutschland und Österreich. 1993 stellte er sein erstes Kabarettprogramm vor, seit 2004 ist er Mitglied der ORF-Raterunde „Was gibt es Neues?“.
Über seine Wohn- und Energiesparerlebnisse im Zuge der Renovierung und Modernisierung seines neuen Heims, einer alten Bäckerei in St. Andrä/Wördern, schreibt er auf www.energie-blog.at.

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