Autokrise als Konjunkturbremse für deutsche Wirtschaft

Produzierte Neuwagen stehen am Montag, 17. November 2008 im Bochumer Werk des angeschlagenen Autobaue
Produzierte Neuwagen stehen am Montag, 17. November 2008 im Bochumer Werk des angeschlagenen Autobaue(c) AP (Martin Meissner)
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Die Krise der deutschen Autoindustrie wird sich 2009 verschärfen. Das wirkt sich auch auf Deutschlands Volkswirtschaft aus, die immer autolastiger wird. Die Angst vor einer Opel-Pleite steigt.

Der deutsche Automarkt ist im November auf den schwächsten Wert seit 19 Jahren gefallen. Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen ging im Vergleich zum Vorjahresmonat um 17,7 Prozent auf rund 233.800 Fahrzeuge zurück. Und: Die Krise der deutschen Autoindustrie wird sich nach Einschätzung des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) 2009 verschärfen.

"Die Automobilmärkte haben eine Talfahrt genommen, die in dieser Geschwindigkeit und Ausprägung noch nie vorher stattgefunden hat", sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann. Nach dem Absatzeinbruch in diesem Jahr rechnet der VDA damit, dass im nächsten Jahr auf dem deutschen Markt nur noch 2,9 Mio. Neuwagen verkauft werden. Das wäre das schlechteste Ergebnis seit der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990.

Opel fordert Impulse für Neuwagenkauf

Von den großen Herstellern am schlimmsten betroffen ist die Marke Opel, die im November ein Minus von rund 36 Prozent wegstecken musste. Angesichts der sich verschärfenden Absatzkrise hat sich Opel-Chef Hans Demant für politische Impulse ausgesprochen, um das Neuwagengeschäft anzukurbeln. Es gebe eine ganze Reihe von Ideen, die den Automarkt positiv beeinflussen könnten, sagte Demant am Mittwoch nach einem Gespräch mit dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch in Rüsselsheim.

Dazu gehöre eine Verschrottungsprämie für Autos, die älter als zehn Jahre seien, zinsgünstige Darlehen beim Kauf besonders umweltfreundlicher Autos oder auch eine zeitlich befristete Steuerbefreiung für Fahrzeuge mit niedrigem CO2-Ausstoß. Langfristig sei auch eine CO2-basierte Kfz-Steuer eine geeignete Maßnahme, sagte Demant.

Gespräche über staatliche Bürgschaft

Der Opel-Chef äußerte sich nur allgemein zum Stand der Gespräche um eine staatliche Bürgschaft für den Autobauer: "Die Verhandlungen sind auf einem guten Wege." Mit Blick auf die äußerst komplexen Gesprächsinhalte könne er keine Details nennen. Opel ist derzeit vor allem durch die Situation des US-Mutterkonzerns General Motors bedroht. Da die Zukunft von GM ungewiss ist, bemüht sich Opel seit Wochen um eine Bürgschaft von Bund und Ländern.

Angst vor Auto-Pleite steigt

Eine Pleite bei Opel hätte weitreichende Folgen für die deutsche Volkswirtschaft. "Der Zusammenbruch einer Firma wie Opel würde sicherlich Bremsspuren hinterlassen", zitiert "Financial Times Deutschland" Henning Klodt, Volkswirt vom Institut für Weltwirtschaft Kiel.

Die deutsche Industrie sei in den letzten Jahren immer autolastiger geworden, so Klodt. Der Anteil der Autobauer an der Industrie liegt mittlerweile bei 13 Prozent. Doch dabei allein bleibt es nicht. Die Zuliefer-Industrie, an der viele Jobs hängen, würde mitgerissen werden.

Die Folgen der Pleite eines deutschen Auto-Riesen wären schwer absehbar. "Wenn ein Klassiker der deutschen Industrie wie Opel, Produzent eines Traditionsgutes und großer Arbeitgeber über mehrere Generationen hinweg, pleitegeht, drückt das die Stimmung bei den Verbrauchern", sagte der Europa-Chefvolkswirt der Dekabank, Andreas Scheuerle, laut "Financial Times Deutschland".

(Ag./Red.)

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