In der Nacht auf Sonntag kam es in der griechischen Hauptstadt wieder zu Ausschreitungen: 150 Vermummte griffen dabei Polizisten an. Auch im deutschen Hamburg kam es zu Krawallen.
Zwei Wochen nach dem tödlichen Schuss auf einen Jugendlichen in Athen ist es in der Nacht zum Sonntag in der griechischen Hauptstadt erneut zu Ausschreitungen gekommen. Rund 150 Vermummte bewarfen die Polizei mit Brandbomben und zündeten Mülltonnen an. Die Beamten setzten Tränengas ein. Randalierer attackierten zwei Banken sowie zwei staatliche Gebäude. Sieben Polizeiautos gingen in Flammen auf. Die Unruhen dauerten bis zum frühen Sonntagmorgen. Berichte über Verletzte lagen nicht vor.
Regierungsumbildung erwartet
Angesichts von neuen schlechten Umfrageergebnissen für die regierende bürgerliche Partei Nea Dimokratia (ND) und Regierungschef Kostas Karamanlis wurde in Athen unterdessen für die kommenden Tage mit einer umfangreichen Regierungsumbildung gerechnet.
Die Krawalle begannen nach einer Mahnwache an der Stelle, an der am 6. Dezember ein 15-Jähriger von einer Polizeikugel getötet worden war. Bei der Mahnwache scherten rund 150 Demonstranten aus und zogen zur Technischen Universität. Von dort griffen sie die Polizei an.
Thessaloniki: Kino besetzt
In der Hafenstadt Thessaloniki (Saloniki) besetzten rund 40 Demonstranten ein Kino. Andere bewarfen den konservativen Bürgermeister der Stadt mit Tortenstücken, wie das Fernsehen zeigte. Landesweit kam es vorübergehend zu Besetzungen von lokalen Radiostationen, die jedoch alle friedlich verliefen. Die Besetzer sendeten Erklärungen, die Polizei, eine Konsumgesellschaft und Vetternwirtschaft anprangerten.
Am Samstagabend bewarfen Demonstranten den rund 18 Meter hohen künstlichen Weihnachtsbaum auf dem zentralen Athener Syntagmaplatz mit Müll und skandierten "Das haben eure Weihnachten verdient". Die Polizei ging mit Tränengas gegen die rund 200 Demonstranten vor.
Wird Regierung abgestraft?
Umfragen deuteten unterdessen auf einen Einbruch bei der Unterstützung für die regierende Nea Dimokratia und Ministerpräsident Karamanlis hin. Nach einer in der konservativen Zeitung "Kathimerini" (Sonntagsausgabe) veröffentlichten repräsentativen Umfrage, würden die oppositionellen Sozialisten unter Giorgos Papandreou bei Neuwahlen 38,5 Prozent der Stimmen erhalten. Die Nea Dimokratia würde dieser Umfrage zufolge nur 32,5 Prozent bekommen.
Zudem gilt Papandreou erstmals seit 2004 als der am besten geeignete Politiker, um das Land zu führen. Bei einer Umfrage erhielt Papandreou 35 Prozent und Karamanlis 34 Prozent. Gleichzeitig wurde deutlich, dass die Bürger sich parteiübergreifend große Sorgen über den politischen Kurs des Landes machen. 86 Prozent der Befragten waren der Ansicht, es gehe in die "falsche Richtung".
Nach einer Demonstration gegen die griechische Polizei kam es auch in der norddeutschen Stadt Hamburg am Samstag zu Krawallen. Vier Beamte wurden verletzt, zehn Menschen wurden festgenommen.
(Ag.)