Boris Nemsic – das ist Führung per Knopfdruck

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Nach drei Jahren tritt Nemsic von der Telekom-Spitze ab. Ab April ist er Chef der russischen VimpelCom.

Wien. Der umgängliche Manager-Kumpel mit drei Handys in der Tasche und einem am Ohr. So kennt man Boris Nemsic, den scheidenden Chef der Telekom Austria. Doch zuletzt wollten einige einen Stimmungswandel beim gebürtigen Kroaten bemerkt haben. Er sei nicht mehr so gesprächig wie früher, vergrabe sich zusehends in der Technik, dem Steckenpferd des promovierten Elektrotechnikers. Auch sein Unternehmen führte der 51-Jährige quasi per Knopfdruck. Kaum ein Gespräch, kaum eine Sitzung, in der Nemsic nicht via SMS oder E-Mail auch an anderen Stellen des Konzerns präsent war. Multitasking, nannte das der erfolgreiche Manager einmal, er verbringe zu wenig Zeit bei den Mitarbeitern, klagten Belegschaftsvertreter. Dabei war Nemsics Engagement bei der Telekom alles andere als ein Grund zur Klage. Schon sein erster Auftrag, der Aufbau der kroatischen VipNet, wurde dem gebürtigen Kroaten zur Visitenkarte im Konzern, die ihm fortan das fehlende Wiener Netzwerk ersetzen sollte. Im Alter von 27 Jahren kam der spätere Manager zum Studium nach Wien, das ihm noch von seiner Hollabrunner Großmutter vertraut war.

1990 promovierte er an der TU, nach ersten beruflichen Stationen in der Schweiz und Deutschland stieß er 1997 schließlich zur Mobilfunktochter Mobilkom. Drei Jahre später war er in die erste Reihe vorgerückt und trieb die weitere Expansion in Südosteuropa voran. Auch die erfolgreiche Partnerschaft mit dem weltgrößten Mobilfunker Vodafone geht auf das Konto des bekennenden Workaholic.

Die Mühen des Festnetzes

2006 wurde Nemsic für seinen Einsatz belohnt. Er beerbte seinen früheren Mentor Heinz Sundt an der Spitze der Telekom. Sundt selbst hatte Nemsic erst neun Jahre zuvor ins Unternehmen geholt. Dieser Aufstieg brachte aber auch ungewohnte Schattenseiten mit sich. Von der Cashcow Mobilkom satte Gewinne gewohnt, musste sich der ehemalige Handballtormann und Hobbysegler Nemsic plötzlich mit Personalabbau und einer sterbenden Festnetzsparte herumplagen.

Nach nur drei Jahren gibt der Sohn zweier Juristen nun das Ruder beim ehemaligen Monopolisten ab und zieht in Richtung Russland. Die Telekom Austria verliert damit nicht nur eine ihrer erfolgreichsten Führungspersönlichkeiten. Mit Boris Nemsic kommt dem Konzern auch sein Gesicht in der Öffentlichkeit abhanden.

Zur person

Boris Nemsic wurde 1957 in Sarajewo geboren. Nach seinem Studium der Elektrotechnik kam er als 27-Jähriger nach Wien, wo er 1990 an der TU promovierte.

Sieben Jahre später ging Nemsic zur TA-Tochter Mobilkom, ab 2000 übernahm er die Führung des Mobilfunkunternehmens, 2006 stieg er zum Konzernchef auf. Mit 31.März tritt Nemsic zurück, ab April ist er Chef der russischen VimpelCom.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2009)

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