Zusammen mit John Boehner wird der 72-jährige Senatsführer Mitch McConnell künftig die republikanische Front im Kongress gegen den Präsidenten anführen.
Der große Sieger des Wahlabends hatte zu einer Party in Louisville geladen, der größten Stadt Kentuckys. Und ein wenig so wie Muhammad Ali, der berühmteste Sohn der Stadt, ballte er seine Faust zu einer Siegespose. Mitch McConnell hatte soeben die Wiederwahl als Senator des Bundesstaats gewonnen, und zugleich avancierte er zum Führer des Senats und somit zum Gegenspieler des Präsidenten. Er löst den Demokraten Harry Reid als Führer der zweiten Kammer des Parlaments ab, zusammen mit John Boehner - dem "Speaker" des Repräsentantenhauses - wird er künftig die republikanische Fraktion anführen: ein Duo gegen Barack Obama.
In Kentucky hatte sich der Politprofi, seit 30 Jahren im Senat, souverän gegen die demokratische Kandidatin Alison Lundergan Grimes durchgesetzt. Dabei gilt McConnell, dem von Spöttern das "Charisma einer Auster" attestiert wird, als der ultimative Polit-Insider der Washingtoner Machtkaste, die außerhalb der Hauptstadt so verhasst ist. Er selbst bezeichnete sich einmal selbstironisch als "Darth Vader", den Finsterling aus der Star-Wars-Serie.
Habitus eines Südstaaten-Gentleman
Gegenkandidtin Grimes, die 35-jährige demokratische Innenministerin Kentuckys, hatte sich demonstrativ von Obama distanziert. "Ich bin nicht Barack Obama", erklärte sie in Wahlspots und ließ sich beim Tontaubenschießen filmen. Sie wollte nicht einmal öffentlich eingestehen, bei den Präsidentenwahlen für Obama votiert zu haben und pochte auf das Wahlgeheimnis. Und doch reichte es nicht annähernd, dem mit allen Wassern gewaschenen Senator mit dem Habitus eines verknöcherten Südstaaten-Gentleman, geboren und aufgewachsen in Alabama unweit des Missisippi, gefährlich zu werden.
Der 72-jährige McConnell richtete eine Kampfansage an den Präsidenten, zugleich streckte er ihm die Hand zur Zusammenarbeit aus. Bereits vor vier Jahren hatte er die Parole ausgegeben: Das wichtigste Ziel ist, eine Wiederwahl des Präsidenten zu verhindern." Daran ist er 2012 klar gescheitert, doch nun wird die Grand Old Party Obama das Leben in der verbleibenden Amtszeit so schwer als möglich machen. Schon bisher regierte in Washington der Stillstand, und die Republikaner schmetterten alle Reformvorhaben - von einer Verschärfung der Waffengesetze bis zur Immigrationsreform - ab.
Widerstand aus Reihen der Tea Party
Gemeinsam mit John Boehner hatte McConnell den Präsidenten schon bisher, insbesondere in der Finanzpolitik, zur Verzweiflung getrieben, etwa bei der Debatte um die Anhebung des gesetzlichen Schuldenlimits oder bei der Blockade des Haushalts und der zeitweiligen Schließung von Ministerien, Museen und Nationalparks. Indessen waren die Republikaner zerrieben in ihrem Kampf, die zuletzt ein wenig erlahmte Tea-Party-Fraktion in den eigenen Reihen im Kongress hatte die Führung vor sich hergetrieben.
McConnell strebte nie mehr als das einflussreiche Amt des Senatsführers an. Er zieht lieber hinter den Kulissen die Fäden als im Rampenlicht zu stehen. Verheiratet ist er in zweiter Ehe mit Elaine Chao, der Arbeitsministerin in der Regierung George W. Bushs. Zusammen ist das Power-Paar ein Fixpunkt in der Washingtoner Polit- und Party-Szene.