Israel: Anschläge und Unruhen schüren Angst vor Intifada

Israel: Anschläge nähren Angst vor neuer Intifada
Israel: Anschläge nähren Angst vor neuer Intifadaimago (UPI Photo)
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Infolge mehrerere Attentate mit Autos wächst in Israel die Angst vor einem neuen Palästinenseraufstand. Nach Unruhen wurden 16 Menschen

Nach einer Serie von Anschlägen in Israel sind am Mittwoch im Gebiet von Jerusalem 16 Menschen festgenommen worden. Sie würden verdächtigt, sich an Ausschreitungen beteiligt und Steine oder Feuerwerkskörper auf Sicherheitskräfte geworfen zu haben, sagte Polizeisprecher Micky Rosenfeld am Donnerstag. Insgesamt seien in den vergangenen beiden Wochen 188 Verdächtige inhaftiert worden.

Zu den Proteste war es gekommen, nachdem am Mittwochmittag ein Palästinenser in Jerusalem mit seinem Auto in mehrere Menschengruppen gefahren war. Ein Polizist starb, 13 Menschen wurden laut Polizei verletzt. Der Fahrer des Wagens wurde von Sicherheitskräften erschossen. Bei einem weiteren mutmaßlichen Terrorakt wurden am Mittwochabend im Westjordanland drei israelische Soldaten verletzt, einer davon schwer. Medienberichten zufolge rammte ein weißer Kleinbus Wartende an einer Schnellstraße nahe der Siedlung Gush Etzion. Ein Palästinenser, der an dem Anschlag beteiligt gewesen sein soll, stellte sich am Donnerstag der Polizei.

Am 29. Oktober hatte ein militanter Palästinenser den radikalen Tempelberg-Aktivisten Yehuda Glick niedergeschossen. Eine Woche zuvor raste ein Palästinenser in eine Straßenbahnhaltestelle in Ostjerusalem. Zwei Menschen starben, mehrere wurden verletzt. Nach der Serie von Anschlägen wächst in Israel wieder die Angst vor einer neuen Intifada, einem Aufstand der Palästinenser. Vor den 24 Haltestellen der Straßenbahnlinie wurden Betonpoller aufgestellt, wie ein AFP-Reporter berichtete. In einigen palästinensischen Vierteln im Osten der Stadt wurden Straßensperren errichtet und an wichtigen Kreuzungen Polizisten postiert.

Das Ergebnis der "Aufhetzung"

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu gab der Palästinenserführung eine Mitschuld an den jüngsten Anschlägen. Sie seien das Ergebnis der "Aufhetzung" durch den palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas "und seiner Partner bei der Hamas", sagte Netanyahu. "Wir führen einen Kampf um Jerusalem, und ich habe keine Zweifel, dass wir siegen werden", sagte Netanyahu weiter.

Israels Präsident Reuven Rivlin sagte, Israel werde nicht aufhören, in Jerusalem neue Wohnungen zu bauen. Die USA und andere enge Verbündete Israels halten jedoch die Siedlungspolitik für eines der größten Hindernisse für einen Friedensschluss.

Hamas fordert weitere Anschläge

Der später erschossene Attentäter stammte aus dem Stadtteil Shuafat in Ostjerusalem. Dort brachen nach dem Anschlag neue Unruhen aus. Die Hamas bezeichnete den Fahrer als Helden, der darauf bestanden habe, "Angriffe auf die al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg und die Märtyrer des palästinensischen Volkes zu rächen". "Wir rufen zu weiteren Taten dieser Art auf", zitierte die Zeitung "Haaretz" einen Hamas-Sprecher. Der Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt ist sowohl Juden als auch Muslimen heilig.

Der palästinensische Vertreter bei den Vereinten Nationen forderte vom UN-Sicherheitsrat die Verabschiedung einer israelkritischen Resolution. Der Rat solle die israelische Regierung aufrufen, alle "Aktivitäten und Provokationen" gegen heilige islamische Stätten einzustellen, sagte der permanente Beobachter für Palästina, Botschafter Riyad Mansour.

(APA/dpa)

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