IV-Schulkonzept: Viel Lob, Kritik an "Mottenkiste"

Die SPÖ sieht eigene Forderungen übernommen, Grüne sehen den Ball bei der ÖVP. Die will "werteoffen" diskutieren.

SPÖ, Grüne und NEOS begrüßen den Vorstoß der Industriellenvereinigung (IV) für eine "Bildungsrevolution". Die IV habe langjährige Forderungen der SPÖ übernommen, so deren Bildungssprecherin Elisabeth Grossmann in einer Aussendung - "vom zweiten kostenlosen Kindergartenjahr über die verschränkte Ganztagsschule bis zur gemeinsamen Schule".

Die Grünen sehen nun die ÖVP in der Pflicht."Wenn die ÖVP sich weiter gegen die Gemeinsame Schule sträubt, nimmt sie wissentlich in Kauf, dass sie letztlich auch dem Wirtschaftsstandort Österreich schadet", so deren Bildungssprecher Harald Walser. Die NEOS freuen sich, dass "die Allianz der Reformwilligen täglich wächst".

ÖVP: "Wird werteoffen diskutiert"

ÖVP-Staatssekretär Harald Mahrer, der für die Volkspartei in der Bildungsreformkommission sitzt, reagiert eher vage: "Die Vorschläge werden wir im Rahmen der Bildungsreformkommissoin werteoffen und ideologiefrei diskutieren. Wir nehmen jeden bildungspolitischen Vorschlag, gerne auf, denn wir wollen gemeinsam die beste Bildung für jedes Kind", heißt es gegenüber DiePresse.com.

Lob für das IV-Konzept kam auch vom Team Stronach. Bildungssprecher Robert Lugar empfahl Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) "dringend", die Überlegungen der Wirtschaft "in ihre Pläne miteinzubeziehen".

"Bildungspolitische Mottenkiste"

Ein Fall für die "bildungspolitische Mottenkiste" ist aus Sicht der Elemetarpädagogenplattform EduCare das von der IV vorgeschlagene "Schulstartjahr" mit fünf Jahren. Dieses Modell widerspreche allen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die das Bedürfnis junger Kinder nach einem ganz speziellen Umfeld nachweisen würden, so die Plattform in einer Aussendung.

Kleine Kinder müssten ihre Neugier befriedigen und individuell herausfinden können, wie die "Welt der Großen" funktioniert, wofür es elementarpädagogische Konzepte gebe. In einem von der IV geforderten Startschuljahr würden hingegen Fünfährige wie in einem Vorschuljahr "in der Schule sitzen und jene Art von Lernen praktizieren, die von der IV zu Recht als reformbedürftig angesehen wird".

(APA)

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