AUA: Kurzarbeit und Zweifel aus Brüssel

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Ab Anfang April reduziert die AUA die Arbeitszeit für jeden dritten ihrer rund 8000 Mitarbeiter. Die Arbeitszeit wird dabei je nach individueller Lage auf 90 oder 80% verringert.

Wien (jaz/ag.).Am 30. Jänner präsentierte die AUA-Führung ihren 225 Mio. Euro schweren Sparplan. Gestern, Mittwoch, konnte sie den ersten Erfolg bei der Umsetzung der Maßnahmen vorstellen: So einigte sich das Management mit dem Betriebsrat darauf, dass ein Großteil des Bodenpersonals ab 1. April in Kurzarbeit gehen wird.

Rund 2600 der 3400 Mitarbeiter im Bodenpersonal werden somit kürzer arbeiten. Die Arbeitszeit wird dabei je nach individueller Lage auf 90 oder 80 Prozent verringert, das Gehalt sinkt auf 95 beziehungsweise 90 Prozent. Die Differenz zwischen Arbeitszeit- und Gehaltsreduktion wird – wie bei anderen Unternehmen – durch Förderungen des AMS finanziert.

Ausgenommen von der Kurzarbeit sind nur Lehrlinge, Teilzeitangestellte sowie Mitarbeiter mit einem Einkommen von unter 1100 Euro pro Monat. Auch die Mitarbeiter des Managements, die sogenannte „All-in-Verträge“ ohne Überstundenauszahlung haben, sind von der Regelung ausgenommen. Sie arbeiten gleich viel, müssen jedoch temporär auf einen Teil ihres Gehalts – von fünf bis zehn Prozent – verzichten.

Kollektivvertrag verlängert

Die Kurzarbeit soll vorerst für ein halbes Jahr gelten, eine Verlängerung ist jedoch möglich und dürfte wahrscheinlich sein. Auch für das Bordpersonal soll schon demnächst teilweise Kurzarbeit eingeführt werden. Dabei sind die Verhandlungen zwischen der AUA-Führung und den Betriebsräten noch nicht abgeschlossen. Neben der Kurzarbeit sollen die Reduktion der Pensionskassenbeiträge um 75 Prozent für ein Jahr und die Verlängerung des aktuellen Kollektivvertrags um zwei Monate bis zum 31. 12. 2009 helfen, die Personalkosten zu senken.

Wie hoch der Spareffekt durch die nun geschlossene Kurzarbeitsvereinbarung ist, wollte man bei der AUA nicht sagen. Laut „Presse“-Informationen sollen die gesamten Einsparungen im Personalbereich (bei Boden- und Bordpersonal) rund 50 Mio. Euro erreichen. Schlussendlich dürfte rund die Hälfte der 8000 AUA-Mitarbeiter kurzarbeiten.

Neben den Einsparungen beim Personal sollen auch bei den Lieferanten Kostensenkungen durchgesetzt sowie unrentable Strecken ausgedünnt beziehungsweise gestrichen werden. Die Verhandlungen mit den Lieferanten würden sich bislang jedoch „zäh“ gestalten, heißt es bei der AUA. Man sei jedoch zuversichtlich, dass es hier noch Bewegung geben werde.

Tiefrote Bilanz

Für die AUA sind die Einsparungen lebenswichtig. So wird die AUA am Freitag ihre Bilanz für 2008 samt einem Rekordverlust von bis zu 500 Mio. Euro präsentieren. Von dem 200-Mio.-Euro-Kredit der ÖIAG dürfte gut die Hälfte bereits verbraucht sein. Und die Passagierzahlen entwickeln sich weiter negativ: Im Jänner flogen um 14 Prozent weniger mit der AUA, das Frachtgeschäft brach um ein Viertel ein.

Bei einer Insolvenz des Unternehmens wäre auch das Übernahmeangebot der Lufthansa hinfällig. Dieses muss aber ohnehin noch die Hürde der EU-Prüfung nehmen. Und die EU-Kommission hat am Mittwoch ihre offizielle Stellungnahme zum AUA-Verkauf abgegeben. Demnach muss sie „bezweifeln, ob das Verkaufsverfahren offen, transparent und diskriminierungsfrei“ abgelaufen sei.

EU: Kritik am AUA-Kaufpreis

Vor allem der Kaufpreis von 366.268,75 Euro für den 41,56 Prozent-Anteil der ÖIAG an der AUA und der Schuldenerlass von 500 Mio. Euro sorgen für Argwohn. „Die Kommission schließt nicht aus, dass sie einen eigenen unabhängigen Sachverständigen mit der Bewertung der AUA beauftragen wird“, heißt es weiter. Dieses Vorgehen ist laut der Wiener Vertretung der EU-Kommission jedoch „normal“, wenn bei einer Übernahme der Preis hinterfragt wird. Stellt der Sachverständige jedoch einen höheren Kaufpreis als den zwischen ÖIAG und Lufthansa ausgehandelten Betrag fest, dann gelte die Differenz als staatliche Beihilfe.

Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber zeigte sich am Mittwoch optimistisch, dass die EU den Kauf erlaube. Auch die bisherigen Kooperationen zwischen den beiden Fluglinien seien genehmigt worden. Auf jeden Fall werde es eine unabhängige Stelle geben müssen, die die Einhaltung der EU-Auflagen prüft, meinte dazu EU-Verkehrskommissar Antonio Tajani in Straßburg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2009)

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