Von Flug QZ8501 blieben nur Leichen und Wrackteile

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Im Meer vor Borneo wurden am Dienstag Wrackteile der am Sonntag verschollenen Air-Asia-Maschine gefunden. Über die Unglücksursache wird weiter gerätselt.

Bangkok. Nach zwei Tagen erfolgloser Suche, Spekulationen und Verschwörungstheorien hat die indonesische Marine am Dienstag südwestlich von Borneo Wrackteile und Leichen der Sonntagfrüh auf dem Flug vom indonesischen Surabaya nach Singapur abgestürzten Air Asia QZ8501 entdeckt. Bis zum Anbruch der Nacht konnten die ersten Leichen geborgen und an Bord des indonesischen Kriegsschiffs Bung Tomo gebracht werden.
Nach den Worten von Bambang Soelistyo, dem Chef der indonesischen Rettungsdienste, werden sämtliche Suchmannschaften zur Fundstelle rund 160 Kilometer südwestlich der Stadt Pangkalan Bun auf Borneo verlegt.

Die indonesische Marine präsentierte vor Medien eine Reihe von Wrackteilen, die auf dem Wasser treibend gefunden wurden, darunter eine Notrutsche, Koffer und andere Dinge, die von Flug QZ8501 stammen. Den Suchbehörden zufolge gebe es keine Anzeichen auf Überlebende. Es blieb zunächst auch unklar, ob Menschen an Bord den Absturz erst überlebt hatten oder ob die Maschine noch in der Luft oder beim Aufprall auf dem Meer zerschellte. Die geborgenen Körper hatten keine Rettungswesten an. Offenbar waren auch größere, im Meer treibende Trümmer gesichtet worden. Größe und Farbe der von Luftwaffenpiloten entdeckten Wrackteile deuteten darauf hin, dass es sich um Überreste der vermissten Maschine handele, sagte der Generaldirektor des indonesischen Verkehrsministeriums, Djoko Murjatmodjo.

Das Absturzgebiet in der Javasee weist Meerestiefen von lediglich 25 bis 40 Metern auf, was die baldige Bergung der beiden Flugschreiber wahrscheinlich macht, um Daten auszuwerten, was in den letzten Minuten an Bord der Maschine geschah und zum Absturz der Maschine führte.
Nach zunächst unbestätigten Berichten sei aus der Luft ein Schatten am Meeresgrund erkennbar, der die Umrisse des Airbus A320 zeigen soll, der mit den 162 Menschen an Bord nach einer geplanten Flugkursänderung am vergangenen Sonntag auf halber Route vom Radar verschwunden war. Das Absturzgebiet liegt rund zehn Kilometer südöstlich von der Stelle entfernt, wo der Funkkontakt zur Maschine abgebrochen war, ohne dass Crew oder Kommunikationssysteme an Bord noch Notsignale ausgesandt hätten.

Drastische Bilder von Bergung

Live von Indonesiens Fernsehen übertragene Bilder der Bergungsarbeiten zeigten, wie ein Hubschrauber bei hohem Wellengang Rettungskräfte abseilte, die eine halbnackte, aufgeblähte Wasserleiche zu bergen versuchten. Verschiedene ausländische Fernsehsender übertrugen die Bilder unbearbeitet live, brachen die Berichterstattung jedoch abrupt ab und entschuldigten sich bei den Zuschauern für die drastischen Bilder. Angehörige von QZ8501-Passagieren hatten gemeinsam in einem Warteraum im Flughafen von Surabaya auf Neuigkeiten zur Suche gewartet, als zugeschaltete Kanäle die Bilder zeigten. Viele schrien und brachen in Schluchzen aus, einige hielten sich in den Armen. Ein Mann mittleren Alters fiel zu Boden und wurde von Rettern weggebracht.

Air-Asia-Chef Tony Fernandes äußerte sich über Twitter und sprach sein Beileid aus. „Worte können nicht ausdrücken, wie leid mir das tut“, schrieb er. Fernandes hatte sich seit Beginn des Dramas auch persönlich um die Angehörigen von Passagieren und Crew gekümmert, die bis zur letzten Minute auf ein Wunder hofften. Rund 55 Stunden nach dem Verschwinden von Flug QZ8501 wurde die Angst zur Gewissheit, dass niemand die Tragödie überlebt hat.

Auf einen Blick

Rettungskräfte haben in der See von Java die ersten Leichen des abgestürzten Air-Asia-Flugzeuges geborgen. Die Maschine war am Sonntag vom Radar verschwunden. Über die Absturzursache gab es noch keine Informationen. Die Piloten wollten offenbar Unwetterwolken ausweichen. Die (noch vermissten) Flugschreiber sollen Aufschluss geben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2014)

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