Festnahmen in Griechenland könnten doch in Verbindung mit Anschlagsplänen in Vervier stehen. Die EU-Außenminister beraten in Brüssel ihre Anti-Terror-Strategie
In Belgien sucht die Polizei nach wie vor mit Hochdruck nach möglichen Hintermännern des vereitelten Terroranschlags gegen Polizisten. Anders als zunächst vermutet könnten die jüngsten Festnahmen in Griechenland nach Angaben der Ermittler doch in Zusammenhang mit den Anschlagsplänen im ostbelgischen Vervier stehen.
Über den Kampf gegen militante Islamisten beraten die Außenminister der 28 EU-Staaten an diesem Montag angesichts der Attentate von Paris und dem Terroralarm in Belgien und Deutschland. Thema des Treffens in Brüssel sind Möglichkeiten für eine engere Zusammenarbeit. Vor allem bei den Geheimdiensten sehen Experten Potenzial für mehr Kooperation.
"Ausreichende Gründe"
Dass die jüngsten Festnahmen in Griechenland nun doch in Zusammenhang mit den Anschlagsplänen in Vervier stehen sollen, habe eine gründliche Prüfung aller Indizien ergeben, erklärte die Staatsanwaltschaft am Sonntag. Es gebe nun "ausreichende Gründe", in Athen die Auslieferung eines der beiden Festgenommenen zu beantragen. Am Samstagabend hatte es seitens der Ermittler zunächst geheißen, beide Fälle hätten nichts miteinander zu tun.
In Belgien herrscht Alarmzustand, seit die Behörden am Donnerstag nach eigenen Angaben einen größeren Anschlag von Islamisten auf Polizeibeamte in letzter Minute vereitelten. Bei dem Anti-Terror-Einsatz im ostbelgischen Verviers waren zwei gesuchte Extremisten ums Leben gekommen. Sie stammten offenbar aus Brüssel.
Direkt danach wurden 15 Personen festgenommen, davon zwei in Frankreich. Gegen fünf von ihnen wurden Ermittlungen eingeleitet. Die Gruppe hatte nach Erkenntnissen der Ermittler Anschläge auf Polizisten geplant. Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtete unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise, dass offenbar auch jüdische Schulen angegriffen werden sollten.
Algerier in Athen verhaftet
In Athen gingen den Fahndern laut griechischer Nachrichtenagentur ANA-MPA am Samstag nach einem belgischen Amtshilfeersuchen zwei algerische Staatsbürger ins Netz. Zunächst hatten griechische Medien berichtet, es seien vier Verdächtige festgenommen worden, unter ihnen auch der angebliche Anführer der Terrorzelle. Der aus Marokko stammende Extremist Abdelhamid A., der seinen Wohnsitz in Brüssel hatte, war demnach zum Kampf für die Terrormiliz Islamischer Staat nach Syrien aufgebrochen.
Der belgische Justizminister Koen Geens sagte, der mutmaßliche Anführer sei noch nicht gefasst. "Aber es wird gegen ihn ermittelt, und ich nehme an, dass er gefunden werden wird", sagte Geens dem Sender VRT. Am Sonntag gab es in Brüssel zudem zwei neue Hausdurchsuchungen.
EU-Außenministertreffen "voller Emotionen"
Polens Chefdiplomat Grzegorz Schetyna rief die Europäer im Kampf gegen den Terror radikaler Islamisten zu einem entschlossenen Handeln auf. "Dieses erste Außenministertreffen nach der Tragödie von Paris ist voller Emotionen, aber es ist jetzt wichtig darüber zu beraten, wie wir mit den vielen Herausforderungen, die vor uns liegen, besser umgehen", sagte er der "Welt" (Montag). "Wir müssen die Gründe für die wachsende Radikalisierung verstehen und das Problem an der Wurzel bekämpfen."
Die EU-Innenminister haben bereits verabredet, den Austausch von Fluggastdaten voranzutreiben. Für Deutschland hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine deutliche Stärkung der Sicherheitsbehörden in Aussicht gestellt - finanziell und personell. In Kürze will ihre Regierung verschärfte Regelungen vorlegen, um die Terrorfinanzierung und Ausreisen in Konfliktgebiete unter Strafe zu stellen.
Wien plant eine "Sicherheitsoffensive" gegen den Terror. Das Innenministerium will einen dreistelligen Millionenbetrag in bessere Ausrüstung für Spezialeinheiten und die Polizei investieren. Bereits im Herbst brachte die rot-schwarze Koalition in Wien zudem ein Gesetz zur Eindämmung der "Reisetätigkeit" gewaltbereiter Islamisten auf den Weg. Doppelstaatsbürger, die in den Jihad ziehen, verlieren demnach den österreichischen Pass.
(APA/dpa)