Am Montagabend präsentierte Raiffeisen International die vorläufigen Zahlen für das Jahr 2014 und die Details der Aktiva-Reduktion. Verlust wird in der Höhe von rund 500 Mio. Euro erwartet.
Wien. Wohl noch selten wurden vorläufige Zahlen eines österreichischen Unternehmens mit so großer Spannung erwartet wie jene der Raiffeisen Bank International (RBI) für das Jahr 2014. Um den Aktienkurs nicht zu beeinflussen, wurden die Zahlen jedoch erst am Montagabend präsentiert (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe). Dennoch sickerten einige Eckpunkte bereits im Vorfeld durch.
Unter dem Strich schrieb die RBI im Jahr 2014 wie erwartet ein deutliches Minus. Es dürfte sich bei rund einer halben Mrd. Euro eingependelt haben. Diese Zahl war schon bei der Präsentation der Zahlen des dritten Quartals im November absehbar. Damals berichtete die Bank noch von einem Gewinn von 225 Mio. Euro. Allerdings war schon damals klar, dass es im vierten Quartal noch einmal Abschreibungen in der Höhe von 700 Mio. Euro für notleidende Kredite (non performing loans) geben wird. In Summe schrieb die RBI somit im Jahr 2014 Kredite im Ausmaß von 1,8 Mrd. Euro ab.
340 Mio. Euro in Russland
Dass der Verlust in Summe nicht höher ausgefallen ist, verdankt die Bank den operativ weiter fließenden Gewinnen in vielen Märkten. So gab das Unternehmen ja bereits Ende Jänner bekannt, dass gerade in Russland – wo die Verunsicherung über den Geschäftsverlauf aufgrund der Sanktionen am größten war – auch 2014 noch über 300 Mio. Euro verdient wurden. Konkret dürfte diese Zahl laut „Presse“-Informationen sogar etwa 340 Mio. Euro betragen haben.
Aber nicht nur die Zahlen sorgten im Vorfeld für gespannte Erwartungen auf dem Kapitalmarkt. Denn für die zukünftige Entwicklung der Bank fast noch wichtiger sind die Details, wie die RBI ihre Aktiva um 20Prozent reduzieren will. Wie berichtet, gab Raiffeisen bereits Ende Jänner ad hoc bekannt, die risikogewichteten Aktiva „mittelfristig“ – dem Vernehmen nach innerhalb der kommenden drei Jahre – um 20Prozent zu reduzieren. So soll bei gleichbleibendem Kapitalstand die Kapitalquote deutlich ansteigen. Mit dieser Maßnahme will die RBI die Sorgen des Kapitalmarkts zerstreuen, dass eine neue Kapitalerhöhung notwendig sei.
Der Großteil dieser Reduktion dürfte durch die schlichte Zurückhaltung bei der Neuvergabe von Krediten möglich werden. Einzelne Kreditportfolios könnten aber auch an Finanzinvestoren verkauft werden. Zudem kündigte die RBI an, dass sie den mit der Regierung vereinbarten Börsengang der Polen-Tochter größer machen und mehr als 25Prozent auf den Aktienmarkt bringen könnte.
Kein Asien-Geschäft mehr
Auch ein Totalrückzug aus einzelnen Ländern ist möglich. Ausgeschlossen wurde ein solcher zwar für Russland und andere Kernländer. Nicht zu diesen Kernländern gehört jedoch Slowenien, wo die Bank schon seit Längerem mit einem Rückzug liebäugelt. Einen gänzlichen Rückzug dürfte es laut Insidern darüber hinaus aus Asien geben. Dieser Geschäftsbereich wurde sozusagen von der RZB geerbt und passt nicht zur sonstigen Osteuropa-Strategie des Hauses. Ein Verkauf gilt daher als so gut wie sicher.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2015)