Das 26-Mrd.-Euro-Schrumpfprogramm von Raiffeisen

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Zusammen mit dem Verlust von 493 Mio. Euro im Jahr 2014 stellte die Raiffeisen Bank International die Details des Reduktionsprogramms vor.

Wien. „Heute vollziehen wir eine wahre Zäsur.“ Mit diesen Worten präsentierte Raiffeisen-International-Chef Karl Sevelda am Dienstagvormittag die vorläufigen Zahlen des Jahres 2014 und die Details der im Jänner angekündigten Reduktion der Aktiva um 20 Prozent. Beides war bereits am Montagabend veröffentlicht worden („Die Presse“ berichtete in einem Teil ihrer Dienstagausgabe).

Wie berichtet, ist die größte Überraschung, dass die Raiffeisen Bank International (RBI) sich vollständig aus dem Polen-Geschäft zurückziehen will. Der Verkauf der erst im Jahr 2011 für 1,5 Mrd. Euro erworbenen Polbank soll schon demnächst beginnen. Es gebe eine Reihe von Interessenten für das Institut, und man erwarte sich daher auch, die Bank „ohne Verlust“ loszuwerden.

Als Grund für die Entscheidung, sich komplett aus Polen zurückzuziehen, nennt Sevelda die verhältnismäßig schwache Marktposition. RBI sei in Polen derzeit nur die Nummer acht. Um angesichts der bevorstehenden Marktkonsolidierung eine relevante Größe zu erreichen, „müssten wir viel Geld in die Hand nehmen“. Das sei derzeit aber nicht möglich. „Emotionell ist diese Entscheidung nicht leicht, aber sie ist konsequent.“

Rückzug aus Asien und USA

Neben dem Verkauf der Polbank trennt sich Raiffeisen wie erwartet vom Geschäft in Slowenien. Die Aktivitäten in Asien und den USA sollen „signifikant zurückgefahren oder aufgegeben“ werden. Darüber hinaus wird das Volumen in Russland um 20 Prozent und jenes in der Ukraine um 30 Prozent verringert. In Summe sollen die Risikoaktiva bis zum Jahr 2017 so um 26 Mrd. Euro reduziert werden.

Dies sei ein Schritt, um die Kernkapitalquote von derzeit zehn auf zwölf Prozent anzuheben. Da es in den anderen Märkten auch künftig ein Wachstum geben soll, plant Raiffeisen aber auch, in den kommenden drei Jahren Gewinne im Ausmaß von zumindest einer Mrd. Euro einzubehalten. Dies dürfte die Dividenden nachhaltig schmälern – für 2014 wird es angesichts des Verlusts von 493 Mio. Euro keine Dividende geben.

Durch den Abbau der Aktiva werden sich auch die Kosten bei der RBI reduzieren – zusätzlich zum bereits laufenden Kostensparprogramm. In Summe werden die jährlichen Kosten so von drei Mrd. Euro im Jahr 2014 auf 2,4 Mrd. Euro sinken.

In den anderen Märkten soll das Wachstum weitergehen – auch in Ungarn, wo es jedoch zu einer Umstrukturierung mit Filialschließungen kommen wird. „Der ungarische Markt ist uns zu wichtig, um ihn aufzugeben.“ Dies gelte auch für Russland, wo zwar Risiko rausgenommen, aber die starke Position verteidigt werden soll. „Denn im Jänner haben wir in Russland bereits wieder mehr als 30 Mio. Euro verdient“, sagt Sevelda. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2015)

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