DNS-Spuren könnten zu dopenden Sportlern führen

Symbolfoto: Blutzentrifuge
Symbolfoto: Blutzentrifuge(c) (Gepa Pictures/ Panoramic)
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Die in Budapest sichergestellte Blutzentrifuge wird nun auf Fingerabdrücke und DNS-Spuren untersucht. So könnte geklärt werden, wer das Gerät benutzte. Auch wem es gehörte, ist noch unklar.

Die Blutzentrifuge, die vor wenigen Tagen in der Budapester Wohnung des Sportmanagers Stefan Matschiner beschlagnahmt worden ist, könnte einigen Sportlern noch schlaflose Nächte bereiten. Das Gerät wurde mittlerweile nach Wien geschafft und von Spezialisten des Landeskriminalamts Niederösterreich bereits auf Fingerabdrücke und DNA-Spuren untersucht. Mit einem Ergebnis ist erst nach Ostern zu rechnen, gab Gerald Tatzgern, der Sprecher des Bundeskriminalamts (BK), am Dienstagnachmittag bekannt.

Matschiner, der unter dem Verdacht des seit August 2008 verbotenen Blutdopings und der Weitergabe illegaler Doping-Präparate in U-Haft sitzt, soll das Gerät im Vorjahr erworben haben. Angekauft wurde es nicht - wie öfters kolportiert - vom Wiener Plasma-Spendezentrum "Humaplasma", wo angeblich bis 2006 Blutdoping betrieben worden sein soll. "Das ist auszuschließen", betonte Tatzgern. Die Erzeugerfirma des beschlagnahmten Geräts sei nicht ident mit jener Zentrifuge, die bei "Humanplasma" zur Anwendung gekommen sein soll.

Wie Tatzgern bestätigte, kennt die "SoKo Doping" Namen von mehreren Sportlern, die das Gerät genützt haben sollen. Entsprechende Angaben hatten Matschiners ehemaliger Schützling, der Radprofi Bernhard Kohl, und die am Dienstag vom Profisport zurückgetretene Triathletin Lisa Hütthaler gemacht. "Es gilt nun zu verifizieren, ob die genannten Verdächtigen damit wirklich etwas zu tun haben", sagte der BK-Sprecher.

Schon bald Fingerabdruckprobe von verdächtigen Sportlern

Um ein möglicherweise illegales Netzwerk um das Blutdoping aufzudecken, das seit Inkrafttreten des Anti-Doping-Gesetzes für die Betreiber strafrechtliche Folgen hätte, und endgültig zu zerschlagen, könnten in Verdacht geratene Sportler schon demnächst zu einem Mundhöhlenabstrich und der Abgabe ihrer Fingerabdrücke gebeten werden.

"Es ist selbstverständlich möglich, dass auf der sichergestellten Zentrifuge verwertbare Spuren gefunden werden", erläuterte Tatzgern. Sollte es tatsächlich Treffer geben, wäre über den Abgleich mit dem genetischen Datenmaterial von Verdächtigen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit feststellbar, ob diese die Zentrifuge genutzt haben.

Strafrechtliche Folgen hätte das für dopende Sportler keine. Das im August 2008 in Kraft getretene Anti-Doping-Gesetz sieht für sie - noch - keine gerichtlichen Sanktionen vor.

Matschiner hatte nach seiner Verhaftung im Zuge einer Einvernahme von einer von ihm angemieteten 50 Quadratmeter-Wohnung in der ungarischen Hauptstadt erzählt. Die Ermittler der "SoKo Doping" stießen dort auf die Blutzentrifuge und ein Blutabnahme-Gerät, die gemeinsam einen Wert von rund 75.000 Euro darstellen sollen.

Wann genau die beiden Geräte angeschafft und wie lange sie genutzt wurden, ist noch ebenso offen wie die Besitzverhältnisse. Der des Dopings überführte Radprofi Bernhard Kohl hat in der vorigen Woche gestanden, sich gemeinsam mit zwei anderen bekannten Sportlern am Ankauf der Zentrifuge finanziell beteiligt zu haben. Die Ermittler gehen weiters mit Hochdruck den Fragen nach, wer aller in Matschiners Machenschaften eingebunden war und woher dieser das medizinische Fachwissen für den Betrieb einer Blutzentrifuge bezogen hat. Allfällige ärztliche Mitwisser oder Mittäter hätten mit strafrechtlichen Konsequenzen zu rechnen.

(APA)

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