Mehrere prominente Funktionäre der früheren Präsidentenpartei begingen Selbstmord.
Kiew/Wien. Alexander Pekluschenko, Gouverneur des Gebiets Zaporischija bis zum Vorjahr und früherer Funktionär der Partei der Regionen, wurde gestern zu Hause tot aufgefunden. Erschossen. Alles deute auf Selbstmord, heißt es vonseiten der Polizei.
Pekluschenko ist nicht das erste Mitglied der Partei von Ex-Präsident Viktor Janukowitsch, das sich in den vergangenen Wochen selbst gerichtet hat. Am 28. Februar stürzte sich Michail Tschetschetow, früheres Parlamentsmitglied und hochrangiger Funktionär der Partei der Regionen, aus dem 17.Stock seines Hochhauses. Er soll zuletzt unter Depressionen gelitten haben. Und nicht nur das: Auch die Justiz ermittelte gegen den einstigen Vize-Klubchef der Partei der Regionen mit dem weißen Haar und der charakteristischen Igelfrisur.
Die Justiz warf ihm Amtsmissbrauch vor. Zur Last gelegt wird ihm die inhaltliche Verantwortung für ein Mitte Jänner 2014 zeitgleich mit den Kiewer Massendemonstrationen verabschiedetes Gesetzespaket, das die Versammlungs- und Pressefreiheit massiv einschränkte. Vor der U-Haft bewahrte Tschetschetow zunächst die Zahlung einer Kaution von umgerechnet 213.000 Euro. Fünf Tage später stürzte er sich aus dem Fenster. Tschetschetow hinterließ in seiner Wohnung eine Nachricht, in der er schrieb, er verfüge über „keine moralischen Kräfte mehr“.
Der behördliche Druck könnte auch im Fall Pekluschenko eine Rolle gespielt haben. Auch gegen den Ex-Gouverneur, der nach dem Machtwechsel in Kiew abgesetzt worden war, waren polizeiliche Ermittlungen wegen der mutmaßlich illegalen Auflösung von proeuropäischen Demonstrationen in der Stadt Zaporischija im Vorjahr im Gang.
Auch der langjährige „Regionen“-Abgeordnete Stanislaw Melnik (53) wurde in dieser Woche erschossen aufgefunden. Die Polizei geht ebenfalls von Selbstmord aus. (som)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2015)