Putsch in Burundi: Kontrolle über nahezu ganze Hauptstadt

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Die Lage in dem ostafrikanischem Krisenland bleibt weiter unübersichtlich. Rivalisierende Armee-Einheiten lieferten sich schwere Kämpfe.

Nach nächtlichen Kämpfen mit regierungstreuen Soldaten haben die Putschisten im ostafrikanischen Burundi nach eigenen Angaben die Kontrolle über weite Teile der Hauptstadt Bujumbura übernommen. "Wir kontrollieren praktisch die ganze Stadt", sagte Putschistensprecher Venon Ndabaneze am Donnerstag einer Nachrichtenagentur. Die in der Stadt eingesetzten Soldaten seien "auf unserer Seite".

Der General und ehemalige Geheimdienstchef Godefroid Niyombare hatte am Mittwoch die Absetzung von Staatschef Pierre Nkurunziza und die Auflösung der Regierung verkündet. Armeechef Prime Niyongabo erklärte den Putsch in der Nacht auf Donnerstag hingegen für gescheitert. Als sich Putschistensprecher Ndabaneze am Vormittag äußerte, waren die Kämpfe offensichtlich abgeflaut.

Für den Putschversuch hatte Niyombare die Abwesenheit Nkurunzizas genutzt, der sich zu einem Gipfeltreffen im Nachbarland Tansania aufhielt. Von dort hieß es am Donnerstag, der Staatschef befinde sich weiterhin in Daressalam. Er sei in der Hafenstadt an einen sicheren Ort gebracht worden, verlautete aus Kreisen der Sicherheitskräfte. Nkurunziza hatte zuvor versucht, nach Burundi zu fliegen, die Putschisten hatten aber den Flughafen geschlossen.

Für den 26. Juni ist in Burundi eine Präsidentschaftswahl angesetzt, bei der Nkurunziza für eine dritte Amtszeit antreten will. Seine Gegner sehen die Bewerbung als verfassungswidrig an, während das Verfassungsgericht sie für rechtens befand. Bei Zusammenstößen von Gegnern des Staatschefs mit der Polizei wurden seit Ende April mindestens 22 Menschen getötet und dutzende weitere verletzt.

Ban Ki-moon ruft zu "Ruhe und Zurückhaltung" auf

Nkurunzizas Gegner sehen dessen Bewerbung um eine dritte Amtszeit als verfassungswidrig an, während das Verfassungsgericht sie für rechtens befand. Bei Zusammenstößen von Gegnern des Staatschefs mit der Polizei wurden seit Ende April mindestens 22 Menschen getötet.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon rief zu "Ruhe und Zurückhaltung" auf. Die US-Regierung forderte von den Konfliktparteien, die Waffen niederzulegen. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini rief alle Parteien zur Zusammenarbeit auf, "um eine friedliche Lösung der Krise zu finden".

Das Ökumenische Netz Zentralafrika (ÖNZ) rief alle Konfliktparteien in Burundi zur Gewaltfreiheit auf. Die berechtigte Kritik am Versuch des Präsidenten Nkurunziza, sich mit aller Macht im Amt zu halten, dürfe jetzt nicht dazu missbraucht werden, ein Militärregime zu errichten und sich nicht rechtsstaatlicher Mittel zu bedienen, sagte die Koordinatorin des ÖNZ, Gesine Ames, am Mittwoch in Berlin laut Kathpress. Es sei wichtig, diesen Konflikt gewaltfrei und mit rechtsstaatlichen Mitteln zu regeln.

In Burundi war erst vor zwölf Jahren ein blutiger Bürgerkrieg mit mehr als 300.000 Opfern beendet worden.

(APA/AFP/dpa)

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