US-Regierung bereitet Chrysler-Insolvenz vor

(c) Reuters (Shannon Stapleton)
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Die Verhandlungen mit Fiat und den Gläubigern laufen unter Hochdruck. Die Frist läuft Ende April ab. GM bekommt indes mehr Geld.

Washington. Offiziell heißt es, alle Optionen seien offen. Doch je näher die Frist für eine Entscheidung über die Zukunft des US-Autokonzerns Chrysler Ende April rückt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz. Die Regierung in Washington bereitet das marode Unternehmen psychologisch jedenfalls schon auf ein Ausgleichsverfahren vor (Chapter 11). In einem solchen Fall würde der Staat noch einmal sechs Milliarden Dollar zuschießen. Eine Einigung mit der Autoarbeitergewerkschaft hätte die Regierung auch bereits unter Dach und Fach. Chrysler sei international nicht konkurrenzfähig, die Produktpalette zu schwach, heißt es aus Regierungskreisen.

Derzeit verhandeln Chrysler-Chef Robert Nardelli und Fiat-Chef Sergio Marchionne unter Hochdruck über eine Allianz. Sollte Chrysler in den Ausgleich schlittern, hätte Fiat sogar leichteres Spiel. Es könnte sich die Glanzstücke aus dem Unternehmen herauspicken und einen Teil der Verantwortung auf die US-Regierung abwälzen. Fiat hat unterdessen auch sein Interesse an einer Übernahme von Opel, der General-Motors-Tochter, bekundet. Fiat stünde vor einem überraschenden internationalen Comeback.

Druck aus Washington

Womöglich, so spekuliert die Branche, erhöht Washington mit der Bankrottdrohung für Chrysler nur den Druck auf eine Einigung unter normalen Geschäftsbedingungen. Vor allem die Großgläubiger von Chrysler, 50 Banken und Hedge-Fonds-Firmen, will die Regierung unter Zugzwang setzen.

Banken wie JP Morgan, Citigroup, Morgan Stanley oder Goldman Sachs, die einen Löwenanteil an den Schulden halten, steuern eher auf einen Kompromiss zu, während die Hedge Fonds einen harten Kurs verfechten. Die Kluft geht weit auseinander. Laut „New York Times" möchte die Regierung die Schulden von sieben Milliarden Dollar, die Chrysler angehäuft hat, mit 1,5 Mrd. Dollar und einem Anteil von fünf Prozent an dem künftigen Konzern abgelten. Die Gläubiger fordern 4,5 Mrd. Dollar und 40 Prozent.

Sie argumentieren, dass in erster Linie sie und die Autoarbeitergewerkschaft bei einem Chapter-11-Verfahren zum Aderlass kommen, Fiat aber glimpflich davonkomme. Der Haupteigentümer, der Investor Cerberus, könnte gleichfalls mit in den Ruin stürzen.

Zwei Mrd. Dollar für GM

Für Chrysler ist der Stichtag der 30. April. General Motors (GM) hat einen Monat länger Zeit, eine Insolvenz abzuwenden. Doch auch der einst weltgrößte Autokonzern bereitet sich auf den Bankrott vor. Fritz Henderson, der neue GM-Chef, hat seine Belegschaft auf eine solche Option eingestellt. Längst kursieren Pläne für eine Aufsplittung des Unternehmens in profitable und unrentable Marken. Experten fürchten aber, dass bei einer Bankrotterklärung die Verkaufszahlen weiter einbrechen.

Noch kämpft GM ums Überleben. Die US-Regierung hat die Nothilfe - bisher flossen 30 Mrd. Dollar - noch einmal aufgestockt. Am Freitag gewährte man einen zusätzlichen Kredit in Höhe von zwei Mrd. Dollar (1,51 Mrd. Euro).

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