Barcelona gewann das Finale gegen Juventus in Berlin mit 3:1. Den Unterschied machte die spanische Offensive aus, sie ist das Nonplusultra.
Ein Name wie ein Mythos. Als bei der Aufstellung des FC Barcelona der Spieler mit der Rückennummer zehn aufgerufen wird, brandet im rot-gelben Lager der tausenden katalanischen Fans im Berliner Olympiastadion unbändiger Jubel auf. Messi, der Außerirdische unter den Irdischen, genießt ein spezielles Standing, ein noch besseres als seine Mitspieler Neymar und Luis Suárez, die ebenso keine kleinen Fische im Weltmeer der Fußballer sind. Die italienische, in Schwarz und Weiß gehaltene Gegenseite quittiert die „Messi“-Rufe mit gellenden Pfiffen. Auch das ist unter Fans dieses Spiels ein Zeichen des Respekts, ja sogar der Ehrfurcht.
Doch um zu begreifen, dass Barcelona längst nicht nur Messi ist, mussten im Spiel der Spiele keine vier Minuten verstreichen. Nach einer hübsch anzusehenden Kombination über Alba, Neymar und Iniesta landete der Ball beim Kroaten Rakitic, der freistehend zum 1:0 traf. Barcelona jubelte, Juventus grübelte. Es war der drittschnellste Treffer in einem Champions-League-Finale, nur Milans Maldini 2005 (erste Minute) und Valencias Mendieta 2001 (dritte Minute) trafen noch schneller. Als Sieger verließ dennoch jeweils der Konkurrent den Rasen. Es gab also zumindest statistisch noch Hoffnung für die Bianconeri.
Barcelona früh in Führung
Der Spielverlauf aber ließ wenig Zweifel zu. Barcelona bestimmte das Geschehen über weite Strecken, Gianluigi Buffon bewahrte seine Mannschaft durch einen fantastischen Reflex bei einem Alves-Schuss vor einer möglichen Vorentscheidung (14.). Auch Suarez und Neymar kamen zu teilweise guten Möglichkeiten. Die erste Zaubereinlage von Señor Messi ließ bis zur 45. Minuten auf sich warten. Der Argentinier tanzte unwiderstehlich durch die italienische Abwehrreihe, am Ende ohne Erfolg. Juventus musste aus der ersten Halbzeit die richtigen Schlüsse ziehen. Rasch. Doch was ist dem Spiel Barcelonas entgegenzusetzen, wenn dieses erst an berauschendem Tempo und Präzision gewinnt? Der Beginn der zweiten Spielhälfte verhieß nichts Gutes für Juventus. Zunächst ärgerte sich Suárez über die erneut guten Reflexe Buffons, wenig später wirbelten „MSN“, das kongeniale Trio bestehend aus Messi, Neymar und Suárez, im und rund um den italienischen Strafraum. Eine Kombination, vorgetragen mit traumwandlerischer Sicherheit, nur der Abschluss verdiente keine Höchstnote.
Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Barcelona seinem Gegner im Kampf der Fußball-Gladiatoren den entscheidenden Schlag versetzte. Doch urplötzlich, als niemand damit rechnete, erwachte Juventus zum Leben. Der aufgerückte Außenverteidiger Lichtsteiner legte quer für Tévez, der sich geschickt um Mascherano drehte – seinen Schuss parierte Ter Stegen, der abprallen ließ und den Ball Morato servierte – 1:1 (55.). Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, die beste Phase des Spiels, das nun höchst attraktiv war. Juventus war jetzt eine andere Mannschaft, aggressiv, mit direkterem Zug zum Tor.
Suarez sorgt für Vorentscheidung
Doch Barcelona hatte immer noch seine unbändige Offensive. Messi prüfte Buffon, der ließ wie Ter Stegen auf der Gegenseite zuvor abprallen, diesmal hieß der Nutznießer Suárez – 2:1 Barcelona (68.). Vier Minuten später verfielen die Katalanen in einen kollektiven Jubel. Neymar feierte seinen vermeintlichen Treffer zum 3:1, für den Torrichter eine irreguläre Aktion. Der Brasilianer hatte mit seinem Kopfball nicht nur ins Tor, sondern zuvor auch seine rechte Hand getroffen.
Barcelona musste sich also noch etwas gedulden, ehe man verdient die Gratulationen zum fünften Champions-League-Titel entgegennehmen durfte. Den Schlusspunkt setzte Neymar in der 97. Minute. Es war die Krönung einer perfekten Saison, zuvor hatte die Mannschaft von Luis Enrique bereits die spanische Meisterschaft sowie den Cup gewonnen.
(APA)