Die britische BBC hat Videoaufnahmen und Augenzeugenberichte aus Mossul veröffentlicht, die das Leben unter dem IS-Regime zeigen. Laut "New York Times" haben US-Eliteeinheiten aufschlussreiche IS-Unterlagen erbeutet.
Eine verhüllte Frau, der auf der Straße harsch befohlen wird, auch ihre Hände zu bedecken. Eine schiitische Moschee, die zerstört wird. Leere christliche Häuser, auf denen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) ihren Stempel hinterlassen hat. Das sind Szenen von heimlichen Videoaufnahmen, die einen ungewöhlichen Einblick in das Leben unter dem IS-Terrorregime in der irakischen Großstadt Mossul erlauben. Gleichzeitig dazu hat die britische BBC am Dienstag Schilderungen von Bewohnern der Stadt veröffentlicht, die von Folter, Verfolgung und Überwachung zeugen.
"Auspeitschen ist die geringste Strafe, das wird schon für Vergehen wie das Rauchen einer Zigarette angewandt", erzählt etwa ein Mann namens Zaid. Dieben wird die Hand abgehackt, auf Ehebruch steht der Tod: Männer werden von einem Hochhaus gestoßen, Frauen gesteinigt. "Die Strafen werden öffentlich ausgeführt, um die Menschen einzuschüchtern, die oft dazu gezwungen werden zuzuschauen."
"Ich haben meinen Job verloren und musste mein Studium aufgeben", erzählt Hisham. "Laut IS ist alles 'haram', also sitze ich die ganze Zeit zu Hause." Auch Freizeitaktivitäten wie Picknicks seien jetzt verboten - "unter dem Vorwand, es sei eine Verschwendung von Zeit und Geld".
Ein Mahmud berichtet von seinem 12-jährigen Bruder, der in der Schule lernte, IS-Flaggen zu zeichnen und IS-Lieder anzustimmen. "Wir haben ihn sofort aus der Schule genommen, weil es besser ist, dass er gar keine Bildung erhält als diejenige des IS."
Ein Mann berichtet außerdem, dass der IS sich auf eine Offensive der irakischen Armee zur Rückeroberung der Stadt vorbereite. Es seien Tunnel gegraben, Minen gelegt und Barrikaden aufgestellt worden. Überall in der Stadt seien Scharfschützen aufgestellt. "Das wird sehr schwer für die Armee." Das Militär, schlägt er vor, solle die lokale Bevölkerung bewaffnen. "Dann können wir die Stadt selbst beschützen. Mit Gottes Hilfe werden wir den IS besiegen."
Aufschlussreiche Dokumente
Einblicke in die IS-Terrorherrschaft erlauben auch Unterlagen, die US-Eliteeinheiten bei einer Razzia in Syrien erbeutet haben. Wie die "New York Times" unter Berufung auf US-Regierungskreise berichtete, wurden bei dem Einsatz des Spezialkommandos "Delta Force" in der ostyrischen Stadt Amr am 16. Mai unter anderem Laptops und Mobiltelefone sichergestellt. Die Analyse des Materials habe auch Einblicke in Finanzstruktur und Sicherheitsmaßnahmen der Miliz gegeben.
Ziel der Kommandoaktion war es, den ranghohen IS-Führer Abu Sayyaf festzunehmen. Dieser wurde dabei getötet, nach US-Angaben während eines Feuergefechts. Seine Frau wurde damals gefangen genommen und soll laut dem Blatt wertvolle Informationen über die Terrormiliz preisgegeben haben. Die IS-Extremisten beherrschen im Irak und auch im benachbarten Syrien große Gebiete, in denen sie eine Terrorherrschaft errichtet haben.
IS-Führer müssen die Handys abgeben
Den Frauen der IS-Führer kommt laut dem sichergestellten Material eine wichtige Rolle zu, um Informationen von einem Kommandanten zum anderen zu übermitteln. So sind die Männer nicht direkt miteinander in Kontakt. Außerdem trifft sich IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi regelmäßig mit den regionalen Anführern der Terrormiliz in der IS-"Hauptstadt" Raqqa. Chauffeure holen die Männer ab und nehmen ihnen die Handys ab, damit US-Geheimdienste sie nicht orten können.
Auch über die Öleinnahmen geben die Unterlagen Aufschluss. Laut dem Bericht geht die Hälfte des Geldes in das generelle Budget der Organisation, der Rest wird zur Instandhaltung der Ölförder-Einrichtungen und für die Gehälter der Arbeiter verwendet.
(APA/dpa/red)