Nico Rosberg wiederholte seinen Vorjahressieg beim Grand Prix von Österreich, sein Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton wurde Zweiter, führt aber weiterhin in der Fahrer-WM. Traditionsrennstall McLaren erlebt Debakel.
Spielberg. Die Formel 1 ist zwar sehr berechenbar, doch nicht immer gewinnt zwangsläufig auch der Pilot mit der besten Startposition. Lewis Hamilton hat sich zwar die 45. Pole seiner Karriere beim GP von Österreich gesichert, hat diesen Vorteil aber schon in der ersten Spielberger Kurve an seinen Teamkollegen Nico Rosberg verloren. Damit war die Vorentscheidung im Rennen gefallen, der Deutsche feierte seinen dritten Saisonsieg nach Barcelona und Monaco. Rosberg liegt damit nur noch zehn Punkte in der Fahrer-WM hinter dem Briten zurück. Der nächste Vergleich der beiden Silberpfeil-Stars erfolgt in zwei Wochen in Silverstone.
Rosberg, 29, strahlte. Der Deutsche wiederholte seinen Vorjahressieg und in Stage-Diving-Manier eines Popstars wagte er ein Bad in der Menge. Er sprang über den Zaun und wurde von seinen Mechanikern auf Händen getragen. Sein elfter Karrieresieg macht die WM wieder spannender, vor allem ist ihm offensichtlich jeder Triumph über den „Team-Feind“ besonders recht. Hamilton war in diesem Fall selbst schuld, er überfuhr nach der Boxenausfahrt die Begrenzungslinie. Ein Delikt, das mit einer Fünf-Sekunden-Zeitstrafe geahndet wurde und den Rennverlauf entscheidend beeinflusste.
„Der Abstand war fantastisch, ich habe so hart dafür gearbeitet“, sagte Rosberg bei den Siegerinterviews, die statt von – von Insidern erwarteten – Arnold Schwarzenegger von einem überaus enthusiasmierten Gerhard Berger geführt wurden. „So würde ich gern immer fahren. Der Start war super, danach bin ich Vollgas gefahren. Es ist alles glatt gelaufen. Das Auto war sensationell, mehr kann ich mir nicht wünschen.“ Hamilton wirkte gefasst, in Wahrheit sei nichts verloren, er gratulierte dem Deutschen und versprach geradezu artig, im nächsten Grand Prix schon wieder anzugreifen.
Eine bittere Niederlage musste einmal mehr McLaren-Honda einstecken. Mastermind Ron Dennis wollte schon gar nicht mehr hinsehen, als Fernando Alonso auf Kimi Räikkönen auffuhr und seinen Rennwagen auf der Nasenspitze des Ferrari „parkte“. In der zehnten Runde war auch für Jenson Button wegen Motorproblemen Endstation. In acht Saisonrennen hat das Traditionsteam mit zwölf Fahrer- und acht Konstrukteurstiteln nur ernüchternde vier WM-Punkte geschafft. Alonso fuhr kein einziges Mal in die Top Ten. (fab, fin)
GP VON ÖSTERREICH ENDSTAND
1. Nico Rosberg (GER) Mercedes 1:30:16,930
2. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 8,80 Sek.
3. Felipe Massa (BRA) Williams 17,57 Sek.
Weiters, 4.Vettel (GER) Ferrari 18,181 5. Bottas (FIN) Williams 53,604 6.Hülkenberg (GER) Force India 1:04,075 7. Maldonado (VEN) Lotus 8. Verstappen (NED) Toro Rosso 9. Perez (MEX) Force India 10.Ricciardo (AUS) Red Bull je 1 Runde.
Fahrer-WM (8/19): 1. Hamilton 169 2. Rosberg (GER) 159 3. Vettel 120 4. Räikkönen 72 5. Bottas 67.
Konstrukteurs-WM: 1. Mercedes 328 2. Ferrari 192 3. Williams 129 4. Red Bull 55 5. Force India 31.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2015)