Die 21-jährige Spanierin Garbine Muguruza fordert im Finale von Wimbledon Serena Williams. Die Beste der Branche erinnert sich nur allzu gut an die Newcomerin.
London. In Wimbledon haben sie Garbine Muguruza sofort ins Herz geschlossen. Die 21-Jährige aus Caracas mit spanischem Pass spielte sich mit spektakulärem Angriffstennis in ihr erstes Grand-Slam-Finale. Auf dem Weg dorthin hat sie unter anderen die ehemalige Weltranglistenerste Caroline Wozniacki, die zuletzt groß aufspielende Timea Bacsinszky und die ehemalige Wimbledon-Finalistin Agnieszka Radwanska aus dem Turnier geworfen. „Ich bin im Finale von Wimbledon, jetzt will ich das Turnier auch gewinnen“, sagte die 20. der Weltrangliste angriffslustig.
Dafür muss die Newcomerin heute (15 Uhr, Sky) niemand Geringere als Serena Williams besiegen. Aber nach ihrer beeindruckenden Serie ist der Finaldebütantin auch gegen die Beste der Branche alles zuzutrauen. Williams ist jedenfalls gewarnt, bei den French Open im Vorjahr war die Nummer eins gegen Muguruza chancenlos (2:6, 2:6). Bei den diesjährigen Australian Open gewann Williams dann 2:6, 6:3, 6:2. „Sie hat mich schon besiegt und mir Probleme bereitet. Sie weiß also, was sie zu tun hat. Ich werde kämpfen müssen“, meinte Williams. Das denkwürdige Zweitrunden-Aus in Paris sei ein Schlüsselerlebnis gewesen. „Diese Niederlage hat mir die Augen geöffnet. Ich habe daraus nach einer langen Zeit wieder viel gelernt.“
Auch Muguruza ist seither nicht untätig geblieben. „Ich bin jetzt eine stärkere Spielerin. Ich bin mental gewachsen und technisch besser geworden – und habe gelernt, auf Rasen zu spielen“, erklärte die Spanierin. Muguruza möchte auch gar keine andere Gegnerin für ihr erstes großes Endspiel. „Wenn du von einem Grand-Slam-Titel träumst, dann willst du ihn gegen Serena gewinnen.“ Sie stehe nun vor der ultimativen Herausforderung: „Ein Wimbledon-Finale gegen Serena ist das härteste Match, das man haben kann.“ In jedem Fall wird Muguruza im Ranking erstmals in die Top Ten vorstoßen. Historisches hat sie bereits vollbracht: Sie ist die erste Spanierin in einem Wimbledon-Einzel-Finale seit Arantxa Sanchez-Vicario im Jahr 1996.
„Brauche keine Titel mehr“
Williams steht an der Church Road bereits zum achten Mal im Endspiel. 2015 hat die 33-jährige Amerikanerin erst eine Niederlage erlitten, bei Major-Turnieren ist sie seit 27 Spielen ungeschlagen. „Natürlich wäre ich nicht glücklich, würde ich verlieren“, meinte Williams mit Blick auf das anstehende Finale. Sie habe aber schon genug Grand-Slam-Turniere gewonnen. „Ich bin in einer Position, in der ich keinen zusätzlichen Wimbledon-Titel brauche“, stellte die 20-fache Major-Siegerin klar. Wenn sie auf den Platz gehe, werde sie dennoch nervös sein. „Wenn nicht, müsste ich mir Sorgen machen.“ (joe)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2015)