Geld oder Hose? Wie man Flüchtlingen helfen soll

Archivbild: Das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen
Archivbild: Das Erstaufnahmezentrum TraiskirchenAPA
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Viele private Menschen wollen sich für Flüchtlinge engagieren. Doch wie macht man es richtig? Warum Fahrscheine manchmal wichtiger als eine Decke sind.

Wien. Lieber etwas überweisen oder Kleidung spenden? Selbst aktiv werden oder die Profis ans Werk lassen? Fragen wie diese haben „Die Presse“ im Zuge der steigenden Flüchtlingszahlen (und der vermehrten Berichterstattung darüber) in den vergangenen Wochen immer wieder erreicht. Ein Überblick in drei Kapiteln.

Geld oder Sachspenden? „Eher Geldspenden“, sagt dazu Margit Kubala vom Flüchtlingsdienst der Diakonie. „Sachspenden sind natürlich gut, aber wir müssen sie verteilen und sortieren, und wir wollen auch, dass sie ankommen.“ Wer Dinge spenden möchte, sollte daher zuerst auf die Webseite des Flüchtlingsdiensts (Fluechtlingsdienst.diakonie.at) schauen. Dort wird täglich aktualisiert, was wo wirklich benötigt wird. In Hirtenberg in Niederösterreich werden derzeit etwa Schulbücher für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gesucht, in Wien seien es ganz dringend Einzelfahrscheine für die Wiener Linien. „Sie werden häufiger gebraucht, als man denkt. Damit können die Menschen zu Deutschkursen fahren oder zur Rechtsberatung“, erklärt Kubala.

Auch bei der Caritas Wien betont ein Sprecher, wie wichtig es sei, zuerst auf der Homepage (www.caritas-wien.at) nachzuschauen, welche Sachspenden benötigt werden. Für Traiskirchen seien es derzeit etwa Rucksäcke und Sporttaschen, neuwertige Schuhe, etwa Flipflops, T-Shirts für Jugendliche und Jeans. Benötigt wird freilich auch hier Geld. Aufgrund der fehlenden Schlafplätze in Traiskirchen – rund 1600 müssen im Freien schlafen – will die Caritas regenfeste Sommerschlafsäcke für die Flüchtlinge kaufen. Weiters müsse zur Betreuung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in den Caritas-Projekten Spendengelder zugeschossen werden.

Selbst helfen oder Profis ranlassen? Beides, heißt es dazu aus der Diakonie. Die Organisation sucht derzeit etwa noch ehrenamtliche Helfer für ihr Buddy-Projekt. Einheimische begleiten dafür unbegleitete minderjährige Flüchtlinge bei Amtswegen oder unternehmen etwas in der Freizeit mit ihnen. Lernbetreuer werden ebenfalls dringend gesucht. Auch bei der Caritas können Ehrenamtliche „Zeit spenden“. Bis sie zum Einsatz kommen, könnte es aber eine Zeit dauern. Durch die zahlreichen Meldungen würde es im Moment dauern, bis die Freiwilligen zugeteilt werden, erklärt der Caritas-Wien-Sprecher. Daher liege der Fokus derzeit auf „den Schlafsäcken für Traiskirchen und Sachspenden“.

Wohnungen anbieten oder nicht? Sowohl die Caritas Wien als auch die Diakonie suchen Menschen, die leere Wohnungen an Flüchtlinge oder Asylwerber vermieten. In Niederösterreich koordiniert die Diakonie schon länger diese Vermittlung. In Wien will sich in Zukunft der Fonds Soziales Wien darum kümmern. Auch ein Vermieten für kurze Zeit soll dann möglich sein (Infos bald unter Wien.gv.at). Freiwillige, die sich um die Betreuung der Asylwerber in Erdberg kümmern wollen, werden auf der Seite Freiwillig.wien.at gesucht.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2015)

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