Der Double-Gewinner sieht sich trotz zahlreicher Abgänge für die Aufgaben gewappnet, sagt zumindest Neo-Trainer Peter Zeidler.
Schladming. Salzburg-Trainer Peter Zeidler wirkte in der Vorbereitungsphase angespannter denn je. Es ist eben ein Unterschied zwischen dem FC Liefering, der Zweigstelle des Red-Bull-Konzerns in der Ersten Liga, und Titelverteidiger Salzburg. Hier weht ein anderer Wind, sind die Anforderungen weitaus rauer. Trotz zahlreicher, mitunter prominenter Abgänge wird im Klub weiterhin vom Einzug in die Champions League (Gegner: Sieger aus Malmö gegen Schalgiris Wilna) geträumt, wenngleich mittlerweile nur noch hinter vorgehaltener Hand.
In der Liga muss der Krösus weiterhin den Ton angeben, das ist die Direktive, die Ralf Rangnick vor seinem Abschied nach Leipzig hinterlassen hat. Dass weiterhin er den Ton angibt und nicht seine Nachfolger, wollen Geschäftsführer Jochen Sauer und Sportkoordinator Christoph Freund wahrscheinlich in dieser Form nicht gern hören. Warum aber jedes Training gefilmt wird, bleibt ihr Geheimnis...
An Schlüsselpositionen hat sich der Double-Sieger verändert. Omer Damari – von Austria teuer an Leipzig verkauft, aber in Sachsen gescheitert –, Reinhold Yabo, Stefan Lainer, Paulo Miranda, die Torhüter Cican Stankovic und Airton samt Dolmetscher sowie Zeidler wurden präsentiert. Dass das erste Testspiel prompt verloren ging, 0:1 gegen Kapfenberg, wollte niemand als schlechtes Omen gewertet wissen. Immerhin wurde auch manche Partie gewonnen, unter anderen gegen Southampton (2:0) oder West Bromwich (3:1). Zeidler will die von Roger Schmidt initiierte Linie, die nun als Klubphilosophie angepriesen wird, fortsetzen. „Ich setze auf das Angriffspressing. Wir werden uns aber noch Zeit lassen, eine Stammformation zu finden. Wir haben nicht nur elf oder 14 Stammspieler, sondern etliche mehr. Ich denke, das zeichnet uns auch in dieser Saison aus, dass wir in der Breite sehr gut aufgestellt sind.“
Krieg der Torhüter. Ein Unding war die lang offene Frage der Nummer eins im Tor. Während andere Vereine ihren Mann deklarieren und damit Rückhalt und Vertrauen geben, sind bei Salzburg gleich drei Spieler darum bemüht. Alexander Walke saß bislang nur auf der Bank, verpflichtet wurden Cican Stankovic (Grödig) und der Brasilianer Airton. Zeidler sammelte Eindrücke, seine Entscheidung soll nicht erst am Samstag (16 Uhr) bei Aufsteiger Mattersburg (Trainer Ivica Vastić) fallen.
Miranda, der 26-Jährige, aus São Paulo direkt an die Salzach gelotst, soll den abgewanderten Ramalho ersetzen. Damari, weiterhin am Knie verletzt, soll Marcel Sabitzer (Leipzig) vergessen machen. Mit Spannung aber wird der Auftritt des 16-jährigen Dayot Upamecano (Valenciennes) erwartet. Der Franzose schlug – auf Anraten von Gerard Houllier – Offerte großer Klubs aus, soll bis 2018 in Salzburg reifen. Auch Dimitri Oberlin (17, FC Zürich) gilt als Versprechen.
Die vielen Nationalitäten und Interessen fände Zeidler, ein ehemaliger Französischlehrer und Rangnick-Schützling seit gemeinsamen Hoffenheim-Zeiten, gut. Dass er wie seine Vorgänger alles gewinnen muss, wisse er. Nach dem Umbruch war der Druck in Salzburg allerdings schon größer.
Samstag: Mattersburg – Salzburg, Rapid – Ried, Sturm – Admira, Grödig – Altach. Sonntag: WAC – Austria.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2015)