Bundesliga: „Bei Rapid stimmt im Moment alles“

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Tabellenführer Rapid ist der nationalen Konkurrenz derzeit einiges voraus, im Wiener Derby deckte der Rekordmeister aus Hütteldorf die Schwächen der Austria schonungslos auf.

Wien. Noch lang nach Schlusspfiff feierten die Rapid-Spieler in der Generali-Arena vor ihren glücklichen Fans, sie alle genossen den Moment in vollen Zügen. Ein 5:2 im Derby bei der Austria ist schließlich keineswegs Normalität, es war der höchste Auswärtssieg gegen den Stadtrivalen seit 1989. Eindrucksvoll untermauerten die Hütteldorfer ihr momentanes Standing in der Bundesliga, mit vier Siegen aus vier Spielen behielten sie ihre weiße Weste. „Wir haben einen richtig guten Tag erwischt, vor allem in der Chancenauswertung“, sagte Kapitän Steffen Hofmann, der einen Konter zum zwischenzeitlichen 4:1 abschloss.

Die Effizienz war nur ein Detail im 314. Vergleich der beiden Wiener Großklubs. Nach gutem Beginn verlor die Austria mit dem 0:1 durch Stangl (17.) an Spielanteilen, Rapid demonstrierte im Anschluss ähnlich wie in der Champions-League-Qualifikation in Amsterdam Kaltschnäuzigkeit. Weitere Treffer von Schobesberger (27.) und Schwab (33.) sorgten früh für die Vorentscheidung. Zur Gänze überraschend kam die Niederlage der Violetten nicht. „Wir können derzeit nicht mit Rapid mithalten. Das ist eine Mannschaft, bei der im Moment alles stimmt“, betonte Thorsten Fink. Und Kapitän Robert Almer meinte mit Blick auf die von vielen Austria-Fans erhoffte Teilnahme im Titelrennen: „Wir sind noch nicht so weit, wie wir gerne wären und hingeredet werden.“

Individuelle Fehler der Austrianer, vor allem in der Abwehr, erleichterten Rapid das Toreschießen erheblich. Das aus der Not zusammengestellte Innenverteidiger-Duo Vanče ?ikov und Patrizio Stronati wirkte phasenweise indisponiert und überfordert. „Die Austria war hinten teilweise klinisch tot“, fand Mario Sonnleitner drastische Worte für die Defensivleistung des Gegners. Auch Doppeltorschütze Alexander Gorgon musste sich eingestehen, dass Grün-Weiß derzeit die Modefarbe in der Bundeshauptstadt ist – und es vermutlich in dieser Saison auch bleiben wird. „Man merkt, dass Rapid eine intakte Mannschaft hat, die ganzen Automatismen greifen. Bei uns ist es so, dass wir daran arbeiten müssen.“

Barišić sieht noch viel Potenzial

Dennoch wollte man bei der Austria nicht alles schlechtreden. Fink bemühte sich, nach seinem ersten Derby das Positive hervorzustreichen. „Gut ist, dass wir Chancen herausgespielt haben, auch der Einsatz hat gepasst. Ich kann der Mannschaft vom Kampf her nichts vorwerfen, sie hat im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles gegeben“, befand der Deutsche, der seine Mannschaft rasch wieder aufrichten muss. Schon am Samstag wartet das Heimspiel gegen Aufsteiger Mattersburg, drei Punkte sind fest eingeplant.

Rapid trifft am Sonntag zum Abschluss der fünften Runde in Graz auf Sturm, das mit einem 2:0 in Wolfsberg ebenfalls mit Selbstvertrauen in das Spiel geht. Der Schlager der fünften Runde ist gleichzeitig die Generalprobe vor dem Hinspiel des Champions-League-Play-offs gegen Schachtar Donezk am Mittwoch. „Es wäre natürlich eine perfekte Woche, wenn wir das Spiel auch noch gewinnen“, meinte Hofmann über das Gastspiel beim ersten Verfolger. Etwaigen Langzeitprognosen kann der Deutsche nichts abgewinnen, er mahnt zur Vorsicht: „Wir sind froh, dass wir einen richtig tollen Start hingelegt haben. Aber die Meisterschaft war selten am vierten Spieltag erledigt.“

Worte, denen sich sein Cheftrainer nur anschließen kann. Zoran Barišić wird auch in Graz rotieren, bislang tat er dies mit Erfolg. „Wir haben noch viele Spiele vor uns, die sehr viel Energie kosten“, erklärte Barišić, der „noch sehr viel Luft nach oben“ sieht: „Aber wir bleiben mit beiden Beinen auf dem Boden.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2015)

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