Frankreichs Präsident Hollande ehrte die vier Männer für ihren mutigen Einsatz im Thalys-Schnellzug. Belgien überwachte den Täter bewusst nur zeitweise.
Mit dem höchsten französischen Orden ehrte Frankreichs Präsident François Hollande drei US-Bürger und ein Briten für ihren mutigen Einsatz gegen den schwerbewaffneten Angreifer in einem Schnellzug am Samstag. Hollande ernannte die vier Männer - unter ihnen zwei US-Soldaten - am Montagvormittag im Pariser Elysée-Palast zu Rittern der französischen Ehrenlegion. Die Männer hätten ein wahres "Blutbad" verhindert und dabei ihr eigenes Leben riskiert, sagte der Staatschef bei der Zeremonie im Präsidialamt.
Hollande geht von terroristischen Absichten des Angreifers aus. "Eine Person hatte entschieden, einen Anschlag im Thalys zu begehen", sagte er im Hinblick auf den am Freitag festgenommenen 25-jährigen Marokkaner. "Er hatte genug Waffen und Munition, um ein Blutbad anzurichten." Dies hätte er auch gemacht, wenn nicht einige Fahrgäste eingeschritten wären, betonte der Staatschef bei einer Zeremonie.
Belgien hielt Attentäter nicht sehr gefährlich
Der 23-jährige US-Soldat Spencer Stone, der 22-jährige Soldat Alek Skarlatos, der 23-jährige US-Student Anthony Sadler und der 62-jährige Brite Chris Norman hatten am Freitag im Thalys von Amsterdam nach Paris den schwer bewaffneten Angreifer Ayoub El Khazzani überwältigt. Stone und ein Passagier wurden schwer verletzt. Der verletzte Passagier soll zu einem späteren Zeitpunkt in die französische Ehrenlegion aufgenommen werden, ebenso wie ein 28-jähriger Franzose, der sich als erster dem Angreifer entgegenstellte und der anonym bleiben will.
Der El Khazzani war mit einer Kalaschnikow, einer Pistole und einem Teppichmesser in den Zug gestiegen. Die Ermittler vermuten, dass er einen Anschlag verüben wollte. Die belgischen Sicherheitsbehörden war der Mann zwar bekannt, sie hielten ihn aber nicht für sehr gefährlich. Deshalb sei er nicht rund um die Uhr überwacht worden, sagte der belgische Innenminister Jan Jambon am Montag dem belgischen Sender Radio 1.
Täter weist Terrorabsicht von sich
El Khazzani wird von französischen Anti-Terror-Ermittlern verhört. Allerdings wies er selbst zunächst jegliche Terrorabsichten von sich und sagte, er habe Fahrgäste ausrauben wollen. Der Mann sei erstaunt über den Terrorismus-Vorwurf gewesen, erzählte die Anwältin Sophie David, die ihn nach eigenen Angaben nach seiner Festnahme betreute, dem Sender BFMTV.
Der 25-Jährige behaupte auch, dass er weder geschossen noch einen Schuss gehört habe: "Er sagt, dass die Kalaschnikow nicht funktioniert hat." Die Waffen will der nach eigenen Angaben obdachlose Mann in einem Park in Brüssel gefunden haben. Die Anwältin beschrieb ihn als dünn und verstört.
Pass- und Gepäckkontrollen für Schnellzug?
Nach Angaben spanischer Ermittler soll der Mann sich in Spanien radikalisiert haben, er wurde von den dortigen Behörden 2012 als "potenziell gefährlich" eingestuft, wie örtliche Medien berichteten. Die Pariser Staatsanwaltschaft, die den Fall leitet, äußerte sich bisher nicht zu den Ergebnissen ihrer Ermittlungen.
Der Fall löste auch eine Diskussion um die Sicherheitsvorkehrungen in Zügen aus. Belgiens Premierminister Michel brachte Pass- und Gepäckkontrollen für die internationalen Thalys-Züge ins Spiel. Er forderte zudem bereits am Samstag ein Krisentreffen der Innen- und Verkehrsminister aus Frankreich, Deutschland, Belgien und den Niederlanden - in diesen Ländern verkehren die Thalys-Züge.
(APA/dpa)