Frankreich. Präsident Hollande ehrte die vier "Thalys-Helden" mit dem höchsten französischen Orden. Das Motiv des Täters bleibt unklar.
Wien/Paris. Mit dramatischen Worten nahm Frankreichs Präsident François Hollande die vier „Helden“ des Thalys-Angriffs in die französische Ehrenlegion auf. Damit wurde den drei US-Amerikanern – darunter zwei Soldaten – und einem Briten die höchste Auszeichnung Frankreichs zuteil. Die Franzosen bewunderten ihren Heldenmut und die Kaltblütigkeit, den Schwerbewaffneten mit bloßen Händen überwältigt zu haben, sagte Hollande im Elysee-Palast. Einem Passagier, der durch die Schüsse des Attentäters verletzt wurde, soll die Auszeichnung später verliehen werden. Geehrt wird auch ein Franzose, der sich dem Angreifer als Erster entgegenstellte, aber anonym bleiben will.
Den 25-jährigen Marokkaner, der am Freitagabend in dem Hochgeschwindigkeitszug nach Paris das Feuer eröffnet hatte, bezeichnete Hollande als Terroristen. „Er hatte genug Waffen und Munition, um ein Blutbad anzurichten“, sagte er. Ayoub El Khazzani selbst leugnet jegliche terroristische Absichten. Er habe die Passagiere des Thalys ausrauben wollen, „um sich ernähren zu können“, sagte seine Pflichtverteidigerin. Auch El Khazzanis Vater hielt ein politisches Motiv für die Tat unwahrscheinlich. Sein Sohn habe „nie über Politik gesprochen, nur über Fußball und Fischen“, sagte der Marrokaner dem britischen „Telegraph“.
Den spanischen Sicherheitsbehörden allerdings fiel El Khazzani wegen Reden auf, in denen der junge Mann den Jihad propagierte. Als 18-Jähriger war er mit seiner Familie nach Spanien gezogen. Dort dürfte er sich auch radikalisiert haben. Belgiens Behörden haben den Marokkaner zwar gekannt, ihn aber nicht für sehr gefährlich gehalten. Deshalb sei der junge Mann auch nicht rund um die Uhr überwacht worden, sagte der belgische Innenminister, Jan Jambon, am Montag.
Spanien verdächtigte El Khazzani sogar, einmal von Frankreich aus nach Syrien gereist zu sein. Er selbst bestreitet die Vorwürfe. Der fehlgeschlagene Angriff lässt allerdings Zweifel aufkommen, dass El Khazzani eine paramilitärische Ausbildung hat. „Er hatte offenbar keinerlei Training im Umgang mit Waffen“, berichtet der US-Soldat Alek Skarlatos. Die Ermittler werden nun die Reisen des Marokkaners weiter überprüfen und auf der Suche nach Kontaktmännern zwei Handys auswerten. (APA/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2015)