Wie Kinder in Wien sicherer unterwegs sein könnten: keine Autos in Schulstraßen, ein Kinder-Stadtplan fürs Grätzel.
Wien. Wie viel Platz haben Kinder in einer stetig wachsenden Stadt wie Wien? Wie frei, wie sicher können sie sich bewegen? Die gute Nachricht vorweg: Für Kinder ist Wien eine relativ sichere Stadt. Die Zahl der Kinder, die bei Verkehrsunfällen verletzt wurden, geht zurück. Im Vorjahr wurden in Wien 458 Kinder verletzt, kein einziges davon tödlich. 2013 wurden 509 Kinder verletzt, drei starben. In anderen großen Städten Österreichs wie Graz und Linz passieren auf die Einwohnerzahl gerechnet mehr Unfälle mit Kindern als in Wien, wie der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) ausgewertet hat.
Gerade zu Schulbeginn am kommenden Montag und den für Kinder teils neuen Schulwegen steigt aber die Unfallgefahr an, jeder sechste Unfall mit Kindern passiert laut VCÖ auf dem Schulweg. Um diesen sicherer zu machen, wurde eben die „Aktion Schulweg“ gestartet: Auf der Website des VCÖ (www.vcoe.at) können Eltern gefährliche oder unübersichtliche Stellen melden, diese werden auf einer Online-Karte dargestellt. Der VCÖ leitet diese an die zuständigen Stellen weiter.
Best-Practice-Beispiele finden sich auch in anderen Städten. Die Südtiroler Hauptstadt Bozen hat etwa bereits 1989 sogenannte Schulstraßen eingeführt: Vor und nach dem Unterricht werden Straßen, in denen Schulen liegen, für den Autoverkehr je eine halbe Stunde gesperrt. Die Maßnahme war anfangs schwer umstritten, teils auch aus Bequemlichkeit, weil Eltern ihre Kinder mit dem Pkw bis zum Schuleingang führen wollten, mittlerweile aber gehen laut VCÖ 80 Prozent der Bozener Kinder zu Fuß in die Schule.
Einer umfassenden kinderfreundlichen Verkehrsplanung hat sich die deutsche Stadt Heidelberg verschrieben. Hier wurde eine Reihe von Maßnahmen gesetzt, darunter sogenannte Kinderwegepläne für die verschiedenen Stadtteile. Diese zeigen die für Kinder sichersten Routen durch Grätzel an, die Pläne können gratis online heruntergeladen werden.
Eine weitere Aktion nennt sich „Laufender Schulbus“: Ein Erwachsener fungiert als „Busfahrer“, der analog zu einem echten Linienbus, nur eben am Gehsteig, die Kinder an festgesetzten „Haltestellen“ zu einer bestimmen Uhrzeit abholt und mit ihnen in die Schule geht. So werden die Kinder nicht nur in die Schule begleitet, sie machen zudem Bewegung, lernen aber auch Pünktlichkeit, weil sie zu fixen Zeiten bei ihrer Haltestelle abgeholt werden müssen. (mpm)
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2015)