Fiat kam bei der Opel-Übernahme nicht zum Zug. Nun sind die Italiener verärgert, dass die deutsche Regierung einen Kredit von 300 Mio. für Magna übernimmt. "Diese Lösung hätten wir auch bieten können", heißt es.
Der italienische Fiat-Konzern ist weiterhin an einer Übernahme des deutschen Autobauers Opel interessiert. Sollten die Verhandlungen mit dem österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna und deren russischen Partnern scheitern, sie man bereit wieder über einen Einstieg in die Verhandlungen zu reden, berichtet die "Süddeutsche Zeitung".
Beim Bieterrennen um Opel waren der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna und die russische Sberbank in der Nacht zum Samstag zum Zuge gekommen. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm betonte jedoch am Mittwoch, die Vereinbarungen befänden sich noch im Stadium eines Vorvertrages. Der Bieterprozess sei nach wie vor auch offen für andere Interessenten. So sollen nach der Einigung mit Magna deutsche Regierungsvertreter auch Verhandler des chinesischen Bieters BAIC zu Gesprächen getroffen haben.
Fiat fühlt sich ausgetrickst
Fiat fühlt sich bei den Verhandlungen um die Opel-Übernahme jedenfalls ausgetrickst. "Man sei sehr verärgert", berichtete das Blatt unter Berufung auf Firmenkreise, dass die Regierung am Dienstag einen Notkredit von 300 Millionen Euro an Opel angewiesen habe, den ursprünglich Magna übernehmen sollte.
Wegen dieser 300 Millionen, die von den Investoren verlangt wurden, war Fiat in der vergangenen Woche aus den Verhandlungen ausgestiegen. Es sei seltsam, dass die Bundesregierung die Zahlung übernommen habe: "Diese Lösung hätten wir auch bieten können". Offenbar sei mit "gezinkten Karten" gespielt worden.
Fiat-Plan "eine Länge voraus"
Der Übernahmeplan von Fiat sei der beste, es sei ein "Plan mit Perspektive", sagt nun Claudio Scajola, italienische Minister für wirtschaftliche Entwicklung am Donnerstag italienischen Nachrichtenagenturen zufolge. Fiat sei "eine Länge voraus, sie haben ein gutes Produkt und ein gutes Management".
Scajola äußerte die Hoffnung, dass in sechs Monaten noch einmal darüber nachgedacht werde, ob das nun beschlossene "Provisorium" für Opel unter Führung der deutschen Regierung und der Mutter General Motors (GM) tatsächlich im Interesse Europas sei. Europa brauche einen großen Autokonzern, fügte er hinzu. Fiat hatte vorgeschlagen, seine Autosparte mit Opel und dem US-Hersteller Chrysler zu einem der größten Autohersteller weltweit zu schmieden.
Sberbank will nur kurzfristig investiert bleiben
Indes wurde bekannt, dass die russische Sberbank bei Opel nur vorübergehend einsteigen will. Die Bank habe nicht die Absicht, langfristig ein "strategischer Investor" bei Opel zu bleiben, sagte Bank-Chef German Gref am Donnerstag in Sankt Petersburg.
Die Sberbank ist gemeinsam mit dem russischen Autobauer GAZ Partner des österreichisch-kanadischen Auto-Zulieferers Magna bei der geplanten Übernahme von Opel. Das Magna-Konzept sieht vor, dass die Sberbank 35 Prozent von Opel übernimmt, Magna selbst 20 Prozent. 35 Prozent bleiben beim Opel-Mutterkonzern General Motors, zehn Prozent gehen an die Opel-Belegschaft.
Magna stellt erste personelle Weichen
Magna wiederum stellt noch vor dem endgültigen Einstieg bei Opel erste Weichen für den Neuanfang des angeschlagenen Autobauers. Carl-Peter Forster, Europa-Chef des Opel-Mutterkonzerns GM, soll die neue Gesellschaft aus Opel und Vauxhall führen, sagte Magna-Co-Chef Siegfried Wolf nach Angaben von Teilnehmern einer Betriebsversammlung in Rüsselsheim vom Donnerstag. Dort hatte Wolf am Mittwoch gemeinsam mit dem Opel-Betriebsratsvorsitzenden Klaus Franz gesprochen.
Forster hat sich bereits hochgesteckte Ziele gesetzt. Er will mit Opel vor 2013 wieder Gewinn machen. Forster sagte der "Bild"-Zeitung: "Da ist mein voller Ehrgeiz geweckt, Herrn Stronach das Gegenteil zu beweisen. Wir werden alles daran setzen, schon vor 2013 Gewinn zu machen." Magna-Chef Frank Stronach hatte zuvor erklärt, er rechne damit, dass Opel erst in vier Jahren wieder Gewinn mache.
(Ag./Red.)