Glawischnig: "Ich bin die richtige Parteichefin"

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BUNDESPARTEIVORSTAND DER GRUENEN: GLAWISCHNIG(c) APA (Georg Hochmuth)
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Grünenchefin Eva Glawischnig will die Personaldebatte innerhalb ihrer Partei beenden. Rückendeckung bekommt sie dabei vom grünen Urgestein Freda Meissner-Blau. Diese kritisiert Voggenhuber und Van der Bellen.

Eva Glawischnig erklärte am Dienstag in der "Zib2" die Personaldebatte bei den Grünen für beendet. "Ich bin die richtige Parteichefin", betonte sie: "Im Moment jedenfalls." "In zehn Jahren" könne das schon wieder anders aussehen. Vorwürfe, sie sei zu wenig charismatisch und leidenschaftlich, wies sie zurück.

Rückendeckung bekommt sie vom grünen Urgestein Freda Meissner-Blau. Sie lobt Glawischnig: "Ich wünschte, alle wären so intelligent und so durchschlagskräftig wie die Eva Glawischnig." Meissner-Blau sagte, sie bewundere das "Durchhaltevermögen", das Glawischnig allen Widrigkeiten zum Trotz bisher gezeigt habe. "Die Eva Glawischnig kämpft und arbeitet", betonte sie.

Angesprochen auf das schlechte EU-Wahlergebnis, erklärte Glawischnig, der geringe Bekanntheitsgrad von Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek könnte "eventuell problematisch" gewesen sein. Dennoch würden die Grünen eher wegen ihrer Sachthemen gewählt. Eine Ausnahme bildete Alexander Van der Bellen, der polarisierte. Glawischnig will die Wähler wieder mit Sachthemen zurückgewinnen. Außerdem möchte sie die Grünen wieder mehr als "Protestpartei" positionieren, die grundsätzliche Gerechtigkeitsfragen in den Vordergrund stellt. Dass SPÖ und ÖVP dabei "wegschauen" würden, sei "die große Chance" ihrer Partei.

Den mangelnden Wahlerfolg sieht sie darin begründet, dass Protestwähler die Grünen nicht als "Alternative zum politischen System wahrnehmen". Daran gebe es zwar einen "hausgemachten Grün-Anteil", eine Analyse des Problems sei jedoch "nicht innerhalb weniger Tage möglich".

"Voggenhuber ist beleidigt und schädigt"

Ex-Parteichefin Freda Meissner-Blau kritisierte außerdem Johannes Voggenhuber, dem die Grünen eine weitere Kandidatur für das EU-Parlament verweigert hatten. "Er ist seither beleidigt und schädigt, wo er kann, aus unbotmäßiger Selbstüberheblichkeit." Dass er nach dem schlechten Abschneiden der Grünen bei der EU-Wahl den Rücktritt Glawischnigs fordere, "zeigt seine Bosheit".

Die Auseinandersetzung um die Kandidatenliste bei der EU-Wahl bezeichnete Meissner-Blau als "Debakel", in das die Grünen sich hätten hineintreiben lassen. "Ich hätte mir gewünscht, dass es ein Team (aus Ulrike Lunacek, Eva Lichtenberger und Johannes Voggenhuber) gibt", sagte die frühere Grünen-Chefin. Da habe aber Voggenhuber "nicht mitgespielt".

"Van der Bellen hat Partei zu schnell fallen gelassen"

Nicht ungeschoren davon kommt allerdings auch der langjährige Parteichef Van der Bellen (1997-2008), unter dem die Grünen ihre größten Wahlerfolge verbuchten. Nach der Nationalratswahl 2008 habe er die Partei "zu schnell fallen gelassen", weil er enttäuscht gewesen sei, "nicht in die Regierung zu kommen". Es sei zwar legitim, eine Regierungsbeteiligung anzustreben, doch man dürfe sich dafür "nicht zu sehr anpassen", monierte Meissner-Blau.

Sie selbst würde sich die Grünen "viel radikaler, und voller Passion" wünschen, doch eine Rückkehr zu den Tagen der Grün-Bewegung würde die Partei zerreißen. Daher müssen die Grünen nun vor allem "schauen, sich nach vorne zu bringen. Und dazu gehört unglaubliches Durchhaltevermögen", sagte Meissner-Blau.

Grüne auf Verliererstraße

Die österreichischen Grünen haben bei der Wahl zum EU-Parlament entgegen dem europaweiten Trend deutliche Stimmeneinbußen hinnehmen müssen, wozu auch der Streit um Voggenhuber beigetragen haben dürfte. Die Grünen verloren fast ein Viertel ihrer Stimmen aus dem Jahr 2004 und konnten mit 9,74 Prozent nur knapp ihre zwei Mandate im Europaparlament halten.

(APA/Red.)

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