Weinmesse: Wien als Zentrum für Naturwein

(C) Fabry
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Die Weinmesse Label Grand Karakterre versammelt Winzer aus ganz Europa. „Wien ist großartig. Hier tut sich viel mehr als in Berlin.“

Eine fensterlose Kammer bei der Europäischen Kommission, einzig erleuchtet von zwei Laptops, war gewissermaßen der Auslöser. „Ich wollte so nicht mehr arbeiten“, sagt der Kroate Marko Kovac. Und er beschloss vor fünf Jahren, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen und Weinhändler zu werden, „mit Schwerpunkt auf biologischen und biodynamischen Weinen“. Auf seinen Reisen, hauptsächlich durch Italien und Frankreich, war Marko Kovac oft auf Weinfestivals zu Gast. „Es war dann das Normalste, selbst ein Festival ins Leben zu rufen.“

Gemeinsam mit Florian Ehn, dessen Unternehmen, Raw Selections, ausschließlich Naturweine, also ungeschönte Weine, sowie Sake vertreibt, hat Kovac nun die Wiener Ausgabe der Weinmesse Label Grand Karakterre organisiert. Diese findet heuer zum vierten Mal statt – und mit gutem Grund in Wien: „Wien ist großartig. Und sehr dynamisch, dynamischer als Berlin!“, meint Kovac, der gerade erst in Berlin auf der Raw Winefair war.

Das Ziel sei es, Wien als Zentrum in Mitteleuropa für diese Art von Weinen aufzubauen. „Wien ist dafür gerade der ideale Platz“, sagt Kovac. Der 37-Jährige, in Zagreb geboren, bereist Wien immer wieder, seit 30 Jahren. „Als ich ein Kind war, war Wien ein sehr langsamer Ort, sehr ruhig. Die Leute gingen um acht Uhr ins Bett. Nur die Jazzszene war sehr gut, das habe ich mitbekommen.“ Heute aber sei Wien in Bewegung, es passiere hier extrem viel, vor allem in der Restaurantszene, meint Kovac, der in diesem Zusammenhang nicht nur einmal den Koch Konstantin Filippou und dessen neue Naturweinbar, O Boufés, erwähnt. „Dieses Weinfestival ist nicht nur für die österreichische Öffentlichkeit. Es ist für ganz Europa.“

Vielfalt an Winzern

Als Austragungsort der Label Grand Karakterre sei zunächst das Palais Coburg geplant gewesen, nun ist es aber das Architekturzentrum im Museumsquartier geworden, erzählt Florian Ehn. „Wichtig ist uns, dass die Messe offen für alle möglichen Teilnehmer ist, nicht nur für Winzer aus unserem Portfolio. Ich glaube, von den 80 Teilnehmern sind überhaupt nur zehn aus meinem Portfolio.“ Für Florian Ehn waren die vergangenen Wochen extrem intensiv, hat er doch nicht nur die Label Grand Karakterre mitorganisiert, sondern auch seine eigene Naturweinbar, The Raws, in Ybbs an der Donau eröffnet, in der er neben Wein und Bier auch Sake ausschenkt. Sake-Importeur Dirk Stegewerns, ein niederländischer Japanologe, wird einer der Teilnehmer sein, die am Freitag im Architekturzentrum ausschenken. Außerdem sind neben österreichischen Winzern wie dem jungen Christoph Hoch aus dem Kremstal oder den heimischen Weingütern Ploder-Rosenberg, Gut Oggau und Meinklang auch Winzer aus dem Loiretal, vom Ätna, aus Mähren oder Georgien zu Gast.

„Die österreichischen Weine sind für mich unter den besten der Welt“, sagt Marko Kovac. Was alle teilnehmenden Weingüter eint, sei vor allem der hohe persönliche Einsatz. „Wer diese Weine kauft, kauft quasi intim, er unterstützt direkt eine Familie.“

Was ihm für seine Messe besonders wichtig ist: „Hier gibt es kein Sommeliergetue. Viele Leute haben deshalb ja Angst vor Wein. ,Achten Sie auf die Farbe, achten Sie auf dies, achten Sie auf das, blablabla.‘ Nein. Schaut einfach, ob ihr die Weine mögt. Ihr müsst keine Experten sein.“

ZUR PERSON

Marko Kovac und Florian Ehn, beide Naturweinhändler, stecken hinter der Wiener Ausgabe der Naturweinmesse Label Grand Karakterre, die am 4. 12. im Architekturzentrum im Museumsquartier stattfindet (von zwölf bis 19 Uhr). Um 25 Euro kann man Naturweine aus ganz Europa verkosten.

Florian Ehn eröffnete vor wenigen Tagen seine Naturweinbar The Raws in Ybbs/Donau, Herrengasse 2, wo er auch Sake ausschenkt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2015)

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