Trump: Für eine Handvoll Dollar – und viel mehr

(c) Bloomberg (Andrew Harrer)
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Der Immobilientycoon will pro Woche zwei Millionen Dollar in den Wahlkampf stecken. Bisher profitierte er von der Gratiswerbung.

Wien/Washington. Auf dem Weg zu einem Wahlkampfauftritt in Iowa trommelte Donald Trump die Journalisten in seinem Privatjet just über Omaha im Nachbarstaat Nebraska zusammen, dem Geburtsort des Milliardärs und Philanthropen Warren Buffett. Der Immobilientycoon und Spitzenreiter im Präsidentenwahlkampf der Republikaner hatte eine Ankündigung zu machen, die nicht sensationell erschien und trotzdem aufhorchen ließ. Er werde pro Woche mindestens zwei Millionen Dollar in Wahlwerbung stecken, sagte er fünf Wochen vor dem Start der US-Vorwahlsaison in gewohnt markigem Ton. Dies ist insofern bemerkenswert, als Trump bisher kaum eigenes Geld in die Kampagne investiert hatte. Das Gros der Ausgaben floss in die Flotte seiner Privatflugzeuge, die ihn kreuz und quer durchs Land flog. Der 69-Jährige profitierte von der Gratiswerbung – seinen Show-Einlagen, TV-Debatten, den Schlagzeilen und den Tweets, die seine simple Weltanschauung zu 140 Zeichen komprimierten.

Mit Bauchgefühl, ohne Beißhemmung

In Stil und Inhalt widerlegte er bisher alle Gesetzmäßigkeiten der US-Wahlkämpfe. Weder verfügt er über flächendeckende „Bodentruppen“ und Wahlkampfteams in den einzelnen Bundesstaaten noch über einen Beraterstab samt Meinungsforschern und Strategen. Lieber vertraut er seinem Bauchgefühl, seinem populistischen Instinkt ohne Beißhemmung, seinem Sinn für Provokation. Ob er Angela Merkel in der Flüchtlingskrise verdammte oder Wladimir Putin als Führungsfigur pries, ob er sich zuerst mit den Latinos anlegte oder zuletzt mit den Muslimen – jedes Mal sorgte er für eine Kontroverse, die alle anderen Themen überdeckte. Er dominierte so die politische Debatte und hält sich seit einem halben Jahr in der Spitzenposition, obwohl ihm viele Beobachter bereits den Absturz prophezeiten.

In den vergangenen Tagen verstrickte er sich weniger in einen Widerstreit mit seinen republikanischen Kontrahenten als vielmehr in einen rhetorischen Kleinkrieg mit Hillary Clinton, seinem Widerpart aufseiten der Demokraten. Dabei hatte Trump einst Bill Clinton geradezu umgarnt. Er versuchte dem Ex-Präsidenten einen seiner Wolkenkratzer als Hauptquartier von dessen Stiftung, der Clinton Foundation, schmackhaft zu machen, und er lud die Clintons in seinen Golfklub und zu seiner Hochzeit ein.

Sexismusvorwurf

Jetzt ließ er sich in Macho-Manier über Hillary Clinton aus und machte vor derben Kraftausdrücken nicht halt. Er bezeichnete sie als Lügnerin, sie bezichtigte ihn des Sexismus (unter anderem wegen seiner Häme für die Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly) – ein Vorwurf, den Donald Trump prompt an die Adresse der Clintons retournierte. Demnächst wird Bill Clinton, ein begnadeter Wahlkämpfer, in New Hampshire persönlich in den Vorwahlkampf eingreifen.

Während sich chancenlose republikanische Kandidaten zurückzogen, beginnt das Hauen und Stechen unter den verbliebenen Bewerbern. Chris Christie und Jeb Bush ziehen in TV-Spots über Marco Rubio her, Donald Trump lästert über seinen Hauptrivalen in Iowa, Ted Cruz. „Meines Wissens nach kommt aus Kuba kein Evangelikaler“, sagte er in Anspielung auf dessen Herkunft. Alex Castellanos, ein republikanischer Experte, verglich den Showdown mit dem Italowestern „Für eine Handvoll Dollar“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2015)

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