Vizeklubchef Werner Kogler im Gespräch mit der "Presse" über die „GrünInnen“: "Ich stelle bei den anderen Parteien und beim einen oder anderen Kommentator, meist männlichen Geschlechts, Aggressionen fest."
Die Presse: Muss man für Sie als Mann bei den „GrünInnen“ schon den Artenschutz ausrufen?
Werner Kogler: Ich muss die Diagnose umdrehen: Unter den anderen Parlamentsparteien gibt's keine mit einer Parteivorsitzenden und Klubobfrau. Es ist schon beachtlich, dass sich der Rest der Welt zu fürchten beginnt, wenn das eine Partei hat. Die anderen sind Männerparteien, wir sind eine Männer- und Frauenpartei.
Lösen Top-Frauen Aggressionen aus?
Kogler: Ich stelle bei den anderen Parteien und beim einen oder anderen Kommentator, meist männlichen Geschlechts, Aggressionen fest. Gäbe es eine Therapie, die diese Ängste abbaut, dann würde ich im Parlament dafür plädieren, dass man das auf Krankenschein finanziert. Das größere Problem ist doch die massive Benachteiligung der Frauen! Alle müssten froh sein, wenn sie so kompetente und engagierte Frauen hätten. Bei uns sind sie an der Spitze. Ja, und?!
Ihr eigener Parteikollege Johannes Voggenhuber hat ja auch gezündelt.
Kogler: Zu ihm will ich nichts mehr sagen. Ich glaube, es gibt da insgesamt einen getrübten Blick: Wir hatten bei den letzten beiden Landtagswahlen Männer als Spitzenkandidaten und werden es bei den nächsten beiden haben. Alsdann!
Gut schauen Ihre Umfragen nicht aus.
Kogler: Wir sind zuversichtlich.
Interessanterweise gibt es ja nur schwarz-grüne Koalitionen in Österreich, aber keine rot-grünen, obwohl die Grünen gesellschaftspolitisch doch deutlich links stehen.
Kogler: Ja, wenn soziale Gerechtigkeitsvorstellungen links sind... Zuerst muss sich Rot-Grün aber überhaupt ausgehen, in Graz wäre das zum Beispiel nicht gegangen. Wenn möglich, sollten wir rein in die Verantwortung. Wenn aber die Ergebnisse zu dürftig sind – wie bei den Koalitionsverhandlungen 2003 im Bund –, dann muss man vom Verhandlungstisch wieder aufstehen.
Mit der Idee des steirischen Landeshauptmannes, Franz Voves, für eine Vermögensbesteuerung sind Sie ja sehr einverstanden.
Kogler: Man wird sehen, ob es die SPÖ nur bei diesem Arbeitsgruppenaktionismus belässt. Wir schlagen vor, wenigstens ein paar Stiftungsprivilegien der Superreichen zu beseitigen. Da müssten SPÖ undauch ÖVP mitgehen.
Die Grünen haben derzeit nicht nur mit den viel zitierten „Basiswapplern“ zu kämpfen, sondern in der Wiener Partei neuerdings auch mit hunderten Internetbloggern, die bei der Kandidatenauswahl für die Gemeinderatswahl mitbestimmen möchten.
Kogler: Es wird gut sein, wenn man da möglichst offen ist. Aber das geht nicht ungschaut und nicht für alle. Ich plädiere aber auch hier für den Vergleich: Bei anderen Parteien macht man sich so etwas im Hinterzimmer aus. Bei der ÖVP könnte die ganze Republik beitreten, und es hätte keinen Einfluss.
Aber sind die Grünen nicht wiederum zu basisdemokratisch?
Kogler: Eine Partei braucht klare Strukturen, die haben wir, und die werden gerade nachgebessert. Wir entwickeln im Gegensatz zu anderen Zukunftsperspektiven, die weit über diese Legislaturperiode hinausgehen, etwa die grüne Job-Offensive. In der österreichischen Umweltindustrie könnte es in den nächsten Jahren mit den entsprechenden Maßnahmen 100.000 zusätzliche Jobs geben.
Von der Außenwirkung her sind die Grünen hauptsächlich eine Frauen- und eine Anti-Martin-Graf-Partei.
Kogler: Martin Graf ist demokratieschädlich, wie man sieht. Man muss sich aber auch die Großparteien vorknöpfen, die dem Treiben der Ewiggestrigen mit ihren Kellernaziparolen Vorschub leisten. Das könnte gestoppt werden, wenn alle Haltung zeigen und Graf abwählen würden.
ZUR PERSON
■Werner Kogler (47) ist Eva Glawischnigs Stellvertreter im Grünen Parlamentsklub und Steiermark-Chef der Grünen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2009)